Sherlock und Holms - Mord hinter verschlossenen Türen
Das Telefon klingelte. Holms, der Hund Sherlocks, schaute sein Herrchen verschlafend an, während dieser langsam aufstand und zum Telefon schlurfte. Die Standuhr hatte kurz vorher neunmal geschlagen und der Tag neigte sich dem Ende entgegen. Nach einem kaum hörbaren “Hallo” legte der Meisterdetektiv nach einer kurzen Zeit den Hörer wieder auf. “Komm Holms, wir müssen mal wieder der örtlichen Polizei von Duskville zeigen, wie man einen Fall löst.” Sherlock zog sich den Mantel an, nahm seinen Regenschirm und legte Holms die Leine an.
Die große Villa des Großgrundbesitzers Anton Artefakt lag am Stadtrand. In der parkähnlichen Anlage stand das Haupthaus, in der Mitte des Anwesens. Rechts davon stand das Gästehaus, links davon befand sich das Haus der Angestellten, das alte Gesindehaus. Dort befand sich auch der Küchentrakt in dem ein eigens dafür angestellter Koch die besten Speisen zubereitete. Vor dem Hauptgebäude standen einige Fahrzeuge der Polizei. Aber auch zwei Krankenwagen. Ein weiteres dunkles Auto, vermutlich von der Presse, stand vor dem Tor des Anwesens. Sie witterten vermutlich einen lohnenden Bericht für die örtliche Zeitung.
Der Salon, in dem sich die üble Szenerie abgespielt hatte, befand sich im Haupthaus. Sherlock und Holms wurden, nachdem sie aus dem Taxi stiegen, von zwei Polizisten zu diesem geführt. Die Tür des Salons war mit gelben Band abgesperrt, davor wartete der Inspektor sowie der Butler von Herrn Anton Artefakt. Der Inspektor empfing den Meisterdetektiv und wies in direkt ein:
“Sherlock, hier fand heute eine Zusammenkunft zwischen dem Hausherren dieser stattlichen Villa, Herr Anton Artefakt, sowie den Herren Bertram Berlingo, Cristoph Christopherus, Dan Danielson sowie Erwin Erbsen statt. Herr Artefakt hatte die anderen Herren geladen, um eine große Investition zu besprechen. Scheinbar, zumindest deutete der Butler dies an, ging es um Ländereien am Dusk River und die Idee, dort Kasinos bauen zu wollen. Also eine Spekulation um sehr viel Geld. Denn noch sind die Parzellenpreise am Fluss günstig zu bekommen. Doch wenn herauskommt, dass dort die Kasinos gebaut werden sollen, dann werden die Preise sehr schnell und sehr hoch steigen. Die toten Herren hier wollten wohl miteinander ein Kartell schmieden, die Parzellen am Dusk River aufkaufen und dann überteuert verkaufen.”
Sherlock schaute kurz auf und nickte. Dann blickte er in den Raum und sah die fünf toten Körper auf dem Boden des Salons liegen. Anschließend schaute er wieder den Inspektor an.
“Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass irgendjemand die reichen Herren auf dem Gewissen hat, um die Investition selbst zu tätigen und damit den möglichen Gewinn für sich alleine zu behalten”, fuhr der Inspektor fort. “Der Butler hier, Herr Franz Ferdinand, meinte in einem ersten Gespräch, dass Dan Danielson schon seit Vorgestern hier war. Er schlief im Gästehaus der Villa. Die anderen kamen erst heute am späten Nachmittag an.”
Erneut schaute Sherlock kurz auf und schaute in den Salon. Holms verdrehte den Kopf mehrfach, während er zu dem steif aussehenden Mann, dem Butler des Hauses, nach oben starrte.
Dann fuhr der Inspektor erneut fort: “Vor etwa einer Stunde hat Herr Ferdinand auf dem Revier angerufen. Er hatte mindestens vier Schüsse gehört und wollte nachsehen, was im Salon passiert sei. Die Tür war aber von innen verschlossen und aus dem Salon waren keine Geräusche zu vernehmen. Ich bin sofort hierher gefahren. Die Tür war tatsächlich verschlossen. Herr Ferdinand zerschlug in meinem Beisein das Rauchglas der Tür und drehte den von innen steckenden Schlüssel herum. Die Tür sprang nach einiger Zeit auf und wir fanden die reichen Herren, so wie sie jetzt liegen, auf dem Boden liegend vor. Wir haben Sie sofort rufen lassen. Noch hat bisher keiner den Raum betreten.” Und so endigte der Inspektor seine Einweisung.
Sherlock, ein Mann weniger Worte, hatte diesen Moment sehnlichst herbeigewünscht. Nicht, dass er den Inspektor verabscheute, aber diese langen Einweisungen in den Tatort machten ihn müde. Kein Wunder. Mittlerweile war es 22 Uhr und eigentlich Zeit für seinen Gute-Nacht-Krimi. Er hatte sich heute Morgen extra den neuen Band von Mimis Krimis besorgt und fieberte schon den ganzen Tag dem Lesevergnügen entgegen.
“Inspektor, geben Sie mir 10 Minuten. Herr Butler...äh, Herr Ferdinand, gehen Sie doch bitte nach unten und lassen Sie ihre Zeugenaussage aufnehmen. Einer der Polizisten wird sich Ihrer annehmen.”
Der Butler drehte sich um und wollte gehen, als Sherlock ihn noch nach der Anzahl aller Personen zum Tatzeitpunkt auf dem Grundstück der Villa fragte. “Herr Artefakt war darauf bedacht, alleine mit den Herren zu sprechen. Und so mussten nach dem Abendessen alle Angestellten gehen. Ich musste dies kontrollieren und durfte mich nach dem Servieren des Punschs selbst entfernen. Herr Artefakt bestand darauf, dass ich zur Feier des Tages ein Glas Punsch mit trinken sollte. Es schien tatsächlich ein positiver Abend für die Herren bevorzustehen. Ein jeder schien voller Vorfreude. Ich trank ein Glas mit und verabschiedete mich. Anschließend verbrachte ich den Abend, bis ich einen Schuss vernahm, im Haus der Angestellten, also dem Gesindehaus, auf meinem Zimmer.”
Der Meisterdetektiv nickte und der Butler entfernte sich. Sherlock begutachtete kurz die Scherben auf dem Boden, schaute sich den im Schloss steckenden Schlüssel an und ließ erneut den Blick durch den Raum schweifen. Dann drückte er das Absperrungsband nach oben und schritt langsam und bedächtig in den Salon. Dort bot sich ihm dann das volle Bild des Grauens:
Fünf Leichen lagen in dem Zimmer. Sie bildeten einen Kreis. Jede der Ermordeten hatte eine Pistole in der Hand und wies Schussverletzungen auf. Zudem waren auf dem Boden Blutspuren zu sehen. Die Ermordeten hatten zudem eine merkwürdige blaue Gesichtsfarbe.
Holms, Sherlocks kleiner Hund, schaute den Meisterdetektiv fragend an. Dieser verzog keine Miene. Und so taperte Holms durch das Zimmer, schnupperte hier und da ein wenig besserwisserisch herum und ließ sich vor dem Kamin nieder, von wo aus er Sherlock gut beobachten konnte.
Der Salon, etwa 8 Meter lang und ebenso breit, war mit allerlei Dingen vollgestellt. Herr Artefakt war bekannt dafür ausgefallene Dinge zu sammeln. Und so hortete er ausgestopfte Tiere, seltene Figuren und Ritterrüstungen. Im Zimmer selbst standen zwei Tische. Einer voll mit alkoholischen Getränken und ein weiterer mit einer Karte des Gebietes des Flusses und mit dem Punsch, den der Butler zuvor erwähnte. Darauf und darunter lagen sechs Gläser. Das einzige Fenster des Salons war verschlossen, unbeschädigt und die eisernen Stäbe davor zeugten davon, dass von außen kein Eindringling durch das Fenster gekommen war. Oder andersherum.
Sherlock schaute sich weiter in dem Raum um. Anschließend klopfte er die Holzwand ab, begutachtete den Kamin, die merkwürdigen Sammelgegenstände und die Position der Leichen. Dann stand er auf, klopfte sich die Hose ab und ging durch die Tür, in der noch immer der Schlüssel im Schloss steckte und verließ den Raum.
Holms folgte ihm. Mit den fünf Leichen wollte er nicht alleine im Raum bleiben.
Der Inspektor sah den Detektiv fragend an. Dieser kramte in seiner Manteltasche, holte ein Pfeiffe heraus und zündete sich diese an. Nachdem er mehrfach genüsslich daran gezogen hatte, klopfte er dem im Pfeifenrauch stehenden Inspektor auf die Schulter: “Inspektor, alles, wirklich alles um den Fall zu lösen zu können, befindet sich im Salon selbst. Das schaffen Sie auch ohne mich.”
Der Inspektor holte tief Atem und musste schlucken. “Aber, wie soll ICH…? Wie können sich die Herren im Kreis erschießen, welchen Sinn macht das? Und überhaupt...die...Tür…, die war doch verschlossen…wie soll...und vor allem…wer soll dort hereingekommen sein...außer...naja, außer vielleicht...Geister?"
“Ach Herr Inspektor. Bevor sie sich darauf festlegen noch einige Hinweise,” unterbrach ihn Sherlock. “Durch das Fenster ist niemand gekommen. Auch durch den Kamin nicht. Der Raum hat keine Falltür und hinter der Vertäfelung ist kein Geheimgang. Alle Mordwaffen befinden sich direkt vor Ihrer Nase. Ebenso der Täter. Und nein, an diesem Fall scheiden sich nicht die Geister. Oder haben damit etwas zu tun.”
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Sherlock, mittlerweile wieder zu Hause und in seinem riesigen Ohrensessel bei Tee und Pfeife sitzend, schaute Holms, der an einem großen Stück Knochen nagte, belustigt an.
“Komm Holms, ich lese dir die neuste Geschichte aus Mimis Krimis vor. Diesmal soll es um eine Frau gehen, die ohne Krimi nicht einschlafen kann. Das klingt spannend, oder?”
Holms schaute sein Herrchen an, als wolle er fragen “Aber wer war der Täter oder die Täter im Salon von Herrn Artefakt?”
Habt ihr eine Idee?
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Hier sind noch die geforderten Figuren, die Opfer, der Butler sowie der Inspektor mit Sherlock und seinem Hund Holms.
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Kurz vor "Torschluss" ist mir es tatsächlich noch gelungen ein MOC fertigzustellen. Die Figuren hatte ich ziemlich schnell und schon länger fertig, ebenfalls die Geschichte. Ich bin sehr glücklich, dass ich das MOC noch gebaut bekommen habe und einigermaßen glücklich damit. Das Foto selbst ist nicht der Hammer - aber zum Lösen des Falles reicht es auf jeden Fall. Bin gespannt, wem das in den wenigen Stunden bis zum Ende des Contest gelingt. Ein Tipp: Es handelt sich um eine "Geschlossene Box".
LG, Ben