Hallo,
da ich in den letzten Monaten leider arbeitsmäßig sehr eingespannt war, konnte ich nicht alles hier im Forum verfolgen.
Trotzdem habe ich mir die Zeit genommen schnell mal ein kleines Moc zum Thema zu bauen.
Passend dazu eine alte Geschichte, die ich vor Jahren mal geschrieben habe.
Ich finde es passt gut zum Thema. Ist aber halt viel zu lesen:
Die Auflösung kommt später!
Eine Pizza zu viel
Ich parkte den Wagen und schaute auf die Uhr. Es war kurz vor halb Zehn am Mittwochabend. Ich schüttelte mißmutig den Kopf. Mußten die Mörder denn ihre Morde immer dann verüben, wenn rechtschaffene Menschen gerne ein gutes Buch lesen wollten? Man sollte eine Mördergewerkschaft gründen, wo fest gelegt wird, zu welchen Zeiten man morden dürfe. Für mich stand klar und deutlich fest, daß ich für die normalen Bürozeiten plädieren würde. Schon damit ich auch mal einen geregelten Feierabend bekommen würde.
Ich ging die Stufen zum Haus empor und bewunderte dabei, daß alles auf diesem Grundstück im tadellosen Zustand zu sein schien. Jedenfalls das, was ich im Licht diverser Lampen sehen konnte. Eine richtig gehende Villa schoß es mir durch den Kopf. Der Mann, der hier gewohnt hatte, schien schwer reich gewesen zu sein.
Ich legte den Kopf leicht zur Seite. Tja, Reichtum schützt vor morden nicht. Im Gegenteil!
Wie ich in meiner Laufbahn bisher feststellen konnte, waren gerade die reichen Gegenden der Stadt von diesen Taten betroffen.
Ich suchte einen Augenblick den Tatort und fand ihn dank meiner Kombinationsgabe auch sofort.
Gut es viel mir nicht gerade schwer, denn dort wuselten alle meine Kollegen herum.
Ich betrat den Raum und schon wurde ich von meinem Kollegen Bernd begrüßt. „ Hey Siegfried, mußtest du wieder einmal deine Lektüre zum Abend unterbrechen?“
Ich haßte es, wenn er mich bei meinen Vornamen ansprach. Er wußte das natürlich und immer wenn er mich mit irgend etwas ärgern wollte, ging es damit los. Ich wartete also ergeben, was er nun von sich geben würde.
„Wir haben hier eindeutig einen Fall von Essensmord!“ strahlte er mich an.
Ich verzog den Mundwinkel leicht nach oben. Essensmord?
Er sah meinen verdutzten Gesichtsausdruck und strahlte um so mehr. Er trat einen Schritt beiseite und machte nun den Blick auf das Opfer frei.
„Das hier ist der Besitzer des Anwesens. Ein gewisser Herr Helmut Wohl, 64 Jahre alt und ledig. Er wurde allem Anschein nach von mehreren Schüssen getroffen und ist daran verstorben.“
Ich besah mir den Tatort etwas genauer. Herr Wohl war ein recht wohl beleibter Mann gewesen.
Ach was, was soll das ganze drum herum! Herr Wohl war ein überaus fetter Zeitgenosse gewesen, so wie man es nur selten sieht. Er saß zusammen gesunken auf einer Couch und sein Gesicht lag inmitten einer halb aufgegessenen Pizza.
„ So möchte ich auch mal sterben“, durchzuckte es meinen Verstand, „allerdings ohne die Kugeln versteht sich!“
Mein Blick zog prüfend durch den Raum. Das Erste was mir auffiel war, daß der Fernseher nicht lief. Dazu kam noch, daß neben dem Kopf des Opfers eine weitere Pizzaschachtel lag. Diese war allerdings leer. Weiter konnte ich feststellen, daß es sich bei den Pizzaschachteln um Riesen - Jumbo - Pizzas gehandelt hatte.
Ansonsten deutete nichts auf einen Einbruch hin. Es waren auch keine Kampfspuren zu entdecken.
Nun stellte ich meine präzisen Fragen an meinen Assistenten Bernd Schmitt: „ Wer hat die Leiche gefunden und um wieviel Uhr ist der Mord wahrscheinlich geschehen?“
Bernd kramte in seinen Taschen und zog ein kleines Notizbuch hervor. „Gefunden hat das Opfer Herr Winter, sein Nachbar. Er ging gegen halb Neun mit seinem Hund gassi. Als er sah, daß die Tür zum Haus weit offen stand, wunderte er sich. Und da er wußte, daß Herr Wohl die Tür nie offen stehen ließ, schaute er nach und fand ihn hier so vor, wie du es gerade gesehen hast.“
Er blätterte weiter in seinem Notizblock und faßte sich an die Stirn: „Hm, wie mir der Arzt nach kurzer Untersuchung mitteilte, dürfte die Todeszeit so zwischen 19.00 - und 20.30 Uhr liegen.“
Kopfnickend schaute er von seinen Notizen auf und steckte den Block wieder umständlich zurück.
Ich nickte im zu und begab mich ins Nebenzimmer. Dort grübelte ich leise vor mich hin. Wie es aussah, wurde Herr Wohl von jemanden erschossen, den er zu einem gemeinsamen Pizzaabend eingeladen hatte. Es war vermutlich zum Streit zwischen den Beiden gekommen und der Mörder erschoß Herr Wohl während dieser noch beim Essen war. Da es bei fast allen Morden nur zwei Motive gab, nämlich Geld und Eifersucht, zimmerte ich mir bereits eine grobe Theorie zusammen.
Als die Spurensicherung abgezogen war schlenderte ich zum Telefon und drückte die Taste für die Wahlwiederholung. „ Hier Bello - Pizza! Ihre Telefonnummer bitte.“ erklang es nach zweimaligen Klingeln.
Ich nickte und legte den Hörer auf.
Bernd stand mitten im Zimmer und bewunderte meine detektivische Kleinarbeit. „Nun Herr Hauptkommissar, was sagen sie bis jetzt zu dem Tathergang?“
„Im Augenblick möchte ich noch keine Aussage machen. Aber ich denke, daß ich den Fall morgen gelöst haben werde!
Kannst du bitte mal morgen folgende Personen zu mir ins Büro schicken: Den Pizzaboten, er war wahrscheinlich der letzte, der Herr Wohl lebend gesehen hat. Außer dem Mörder natürlich. Dann noch die Haushälterin. In einem so großen Anwesen muß es einfach eine Person geben, die alles in Ordnung hält. Des weiteren möchte ich daß du überprüfst, wer vom Tod des Opfers am meisten profitiert. Zum Beispiel Verwandte, Freunde oder eine Geliebte.“
Bei dem letzten Wort schaute ich noch mal auf das Opfer und dachte mir meinen Teil. Aber man durfte ja nichts außer acht lassen, auch wenn es noch so unwahrscheinlich erschien.“ Ich schaute seufzend auf die Uhr . Es war bereits weit nach 2 Uhr nachts. Wieder nichts mit einem gesunden Schlaf und morgen durfte ich natürlich wieder pünktlich im Büro erscheinen. Diese Mörder haben einfach keinen Sinn für timing. Dem werde ich aber morgen Bescheid geben
A Pizza to much by Larsvader, on Flickr
A Pizza too much by Larsvader, on Flickr
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A Pizza too much: by Larsvader, on Flickr
Von links nach rechts: Dieter Muhl - Fr. Berthold - Felix Wohl - Assistent Bernd - Hauptkommissar Siegfried Wolter
Lars, der früher mal Schriftsteller werden wollte