Ihmads Kopf schmerzte. Er machte sich nun schon seit Stunden darüber Gedanken, wie er seine Kriegsrotte zu Gold verhelfen konnte. Gegenüber ihrem Kriegsfürst hegten die Orks große Erwartungen und ihre Gemüter waren schlicht und leicht zu befriedigen. Dagegen konnten sie auch unberechenbar sein und rasch aufbrausend werden.
Er hatte also Garusch, seinem Schlachtenmeister, befohlen, in dem Waldstück der Brandküste zu verharren, indem sie sich zurzeit verborgen hielten. Nichts war jetzt gefährlicher, als Aufmerksamkeit zu erregen, besonders in dieser frühen Phase. Andererseits würde das Gold nicht vom Himmel fallen und an solche Dinge, wie einen Schatzfund, glaubte Ihmad nicht. Er war schließlich kein Narr. Nur handfeste Aktionen würden dem Geldmangel Abhilfe leisten.
Er hatte früher, als er noch als Schmied arbeitete, desöfteren die Gold- und Steuerkutschen in den Städten entlang fahren sehen. Zu dieser Zeit waren sie noch schwer bewachte Eskorten gewesen, mit bis an die Zähne bewaffneten Soldaten.
Ihmad ging grübelnd dahin. Er war soweit gelaufen, dass er den Wald verlassen und schließlich einen kleinen Flecken erreicht hatte. Er ließ den Hammer Malakats locker umklammert an seine Seite sinken und schritt in den Ort hinein. Es herrschte rege Betriebsamkeit und Händler von überall her boten ihre Waren feil. Auch Angehörige der Freihanse waren zugegen, wie Ihmad bemerkte. Zwei nobel gekleidete Herren schritten eilig über den festgetretenen Boden, vertieft in ein reges Gespräch. Als Beide ihn passierten, schnappte der Kriegsfürst einen Satzfetzen auf, er ihn aufhorchen ließ: „…der Transport...“
Sofort machte er kehrt und verfolgte mit einem deutlichen Abstand die beiden Händler.
„Wir haben bereits einen Reiter ausgesandt, um die Bären über unsere baldige Ankunft zu instruieren. Die alte Küstenstraße ist ein idealer Weg dafür, abgelegen und wenig genutzt. Zusätzlich begleitet einer der Bärenkämpfer den Wagen.“
Diese Informationen genügten Ihmad bereits. Er ließ die beiden Händler weiterziehen und wendete sich gen Wald. Ein Transport der Hanse, beschützt durch einen der mächtigen Bärenkrieger, machte nur dann Sinn, wenn entweder eine gewichtige Ladung oder Person auf den Weg gebracht würde. Das erste konnte leicht zu Geld verdingt werden, letztere für ein horrendes Kopfgeld ausgezahlt werden. Bei den Orks wieder angekommen, scheuchte er diese sofort auf. Der Kriegsfürst hatte potentielle Beute ausgemacht.
Langsam bewegte sich die Kutsche über die holprige Straße. Mehrere Krieger, vermutlich Söldner, gingen Spalier an den Seiten. Der Ritter zu Pferde war wohl ihr Offizier oder Herr. Dahinter erhob sich einer der mächtigen Bärenkrieger aus Großsteinen. Ihmad hatte schon oft von ihnen gehört, aber selbst noch nie einen zu Gesicht bekommen. Ehrfürchtig und erhaben, schritt der Großsteiner hinter der Kutsche einher, ein mannsgroßes, stählernes Schwert ruhte friedlich in der Scheide.
Die Orks hatten die Straße vor ihnen sorgfältig mit Grün- und Astwerk präpariert und sich danach auf die Lauer im Unterholz gelegt. Der Angriff würde sowohl von drei Seiten, als auch aus den Bäumen erfolgen. Er hatte mehrere der Schützen in die Baumkronen geschickt, wo sie allesamt auf das vereinbarte Signal warteten. Den Befehl zum Angriff würde Ihmad selbst erteilen, da er die Disziplin und Taktik der Orks in diesem Punkt als sehr gering einschätzte.
Die Kutsche kam näher. Gleich würde sie den Punkt erreichen, wo die Straße mehrere Meter von wahllosem Grünzeug bedeckt war. Darunter befand sich ein Pferdefänger, den Ihmad die Orks zu bauen aufgetragen hatte. Mehrere angespitzte Äste würden den Karren zum Stehen bringen. Irgrad, die Orkschamanin, stand hinter ihm bereit. Ihr fiel eine Hauptaufhabe zu, ihr Erdelementar musste den Bären ausschalten, das würde den Orks leichtes Spiel verschaffen, die Söldner zu überrumpeln.
Der Punkt war erreicht. Ihmad zog an dem Seil und die Orks stürmten unter lautem Gebrüll nach vorn. Die Kutsche kam abrupt zum Stehen, die Pferde bockten angesichts der spitzen Äste, die sich vor ihnen mitten auf der Straße erhoben. Pfeile wurden abgeschossen und flogen durch die Luft. Die Erde erzitterte leicht unter dem Gebrüll des Großsteiner Bären, doch umso mehr ging ein Beben durch den Boden, als ein eiserner Speer, geworfen von dem Golem der Schamanin, den Bären von den Füßen riss.
Währenddessen die Orks vordrangen, einer schaffte es sogar auf den Wagen zu springen, versuchte Ihmad den Schlachtverlauf zu erfassen. Würden sie es schaffen?
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Unabhängig vom Ausgang, hoffe ich, dass euch mein (bislang größtes Moc), gefallen wird.
Es sind hierin bereits Elemente enthalten, die ich in der Geschichte der Mordbrenner noch erklären wollte/will. Da ich aber am Wochenende gemerkt habe, dass immer noch ein Goldtransport unterweg ist, muss dieser Aspekt erstmal warten.
Ich gebe zu, dass die Konstruktion des Bären des kniffelig war, doch vor allem mit dem Gesicht bin ich zufrieden. Ich hoffe, ihr auch.
lg