Seid gegrüßt, Freund. Auf vielen Pfad führte mich mein Weg durch die bekannten Neun Reiche. Allerhand Menschenkulturen, Faszinationen und Geschichten wurden mir dabei zuteil. Allerschlimme Kriege, wahre Wunder und durchdachte Konstruktionen habe ich gesehen. In diesen Zeilen sollen meine Erinnerungen festhalten werden, da mein Gedächtnis durch das Alter langsam zu schwinden beginnt. Der Ort meiner Erinnerung könnte in der Republik von Valinor gewesen sein, wegen ihrer langen Zeit der Abschottung; oder im Königreich Kurvenheim, das durch den Krieg schwer getroffen war; oder gar im Herzogtum Südende, welches bekanntlich für seine Rohstoffe in aller Munde ist.
Egal ob durch Krieg oder Misswirtschaft in vielen Städten war der prachtvolle Reichtum lediglich ein paar Schritte von dem menschlichen Elend getrennt. Die folgende Geschichte zeigt Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein könnten, doch die alle zusammen etwas eint: Die Erwartung.
Scorius von Tiefhof, Scriptor
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Milyssa von und zu Brauchberg gefiel der Edelstein durchaus. Die blaue Farbe des seltenen Kristalls würde sich vorzüglich zu ihrem Kleid machen. Der überaus hohe Preis des Edelsteins sollte hierbei keine Rolle spielen. Der Geburtstag ihres Herrn Vaters stand schließlich bevor und dafür würde Milyssa nichts unversucht lassen, um der unmittelbare Blickpunkt der bevorstehenden Feier zu sein. Schließlich war ihr Vater nicht bloß irgendein Adeliger, sondern einer, der Land und Macht am Hofe besaß und somit die Geschicke des Landes mitgestaltete. Außerdem schenkte sie den Ausführungen des Händlers Brosius Glauben, der versicherte, dieser Edelstein stamme aus fernen Landen und würde jeden Betrachter hier sofort in seine Fänge ziehen. Milyssa war sich sicher, dass dieser Narr sich nicht wagen würde, ihr einen Bären aufzubinden, dafür wusste er nur zu gut, mit wem er sich hier einließ.
Sie würde den Edelstein kaufen. Er ist ein gutes Vermögen wert und Brosius würde gut daran verdienen. Schließlich war dieser Stein und dazu noch in dieser seltenen Farbe nur schwer in den Neun Reichen zu bekommen und Brosius hatte mit viel Geschick, Nachdruck und gewissen Beziehungen es geschafft einen zu erwerben. Das Geschäft an diesem Tage lief gut, aber die Tochter des Herrn Von-und-zu würde ihn wahrlich perfekt machen.
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Verdammter Rücken. Er bereitete Melor schlimmste Schmerzen. Schwer atmend ließ sich der alte Mann an die kalte Steinmauer zurücksinken. Kurz schloss er die Augen und hörte zu seiner Rechten die erfreuten Schwafeleien des Händlers. Sofort öffnete er wieder die Augen und ließ seinen Blick umher schweifen. Besser er konzentrierte seine Augen auf etwas Bestimmtes, damit er nicht diesem Quacksalber zuhören musste. Dabei fiel sein Blick auf die kleine Schale vor ihm am Boden, die er selbst dort hingestellt hatte. Sofort trübte sich seine Stimmung weiter, während er die einzelne Münze dort betrachtete. Sie war ihm bereits am frühen Morgen zuteil geworden, doch seitdem hatte sich der Tag dahin gezogen und das Loch in seinem Magen wurde nicht kleiner. Ob er sich wenigstens heute ein Laib Brot leisten könnte?
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Diese Stadt... Ihre stinkende, mit Rauch und Ruß verpestete Luft hatten Teysas kleinem Engel so schwer zugesetzt. Auf dem Land bei Ihren Eltern würde sie sich hoffentlich gut erholen von ihrem schrecklichen Husten. Teysa wurde es rau im Hals. Auch sie spürte nur allzu schwer die Folgen des Stadtlebens. Sie unterdrückte den Hustenreiz und wahrte ihr Lächeln. Die „Kunden“ sind schließlich wählerisch und schwer zufrieden zu stimmen. Daher musste heute alles klappen, das Geld wurde zwingend gebraucht, für ihre Kleine, aber auch um endlich weg zu kommen, aus diesem Loch namens Stadt.
Die Gesamtansicht:
***Ende***
Ich hoffe euch gefällt mein Beitrag, auch wenn vielleicht das ernste Thema nicht allen zusagt. Bei der Überschrift habe ich lange überlegt, welcher Titel hier sowohl passend, als auch alle Charaktere abdecken würde und kam auf den jetzigen.
Lg Scatha