Das Schicksal der Wilhelmina Jacobs

  • Ein kürzlicher Artikel auf BrickNerd hat mich für das Wandering Skies Projekt begeistert. Dabei handelt es sich um ein ambitioniertes Projekt, eine professionelle LEGO-Stop-Motion TV-Serie in einem steampunkesken schwebende-Inseln-Setting zu produzieren. In einem ersten Kickstarter-Projekt ging es zunächst darum, einen ersten Trailer für die Anwerbung von Produzenten zu finanzieren. Als das Kickstarter-Projekt dann schließlich doch noch das Ziel erreicht hat, musste ich eigentlich doch noch etwas kleines zum dazugehörigen Bauwettbewerb beisteuern. Parallel dazu läuft nämlich noch bis Mitte November ein Bauwettbewerb innerhalb des entsprechenden Universums. Die Gestaltung und Erzählung im Bauwettbewerb wird dabei, bis auf die grobe Orientierung einer von schwebenden Inseln und Luftschiffen bevölkerten Steampunk-artigen Welt, recht offen gelassen. Nun bin ich zwar weder großer Figurenexperte noch Geschichtenerzähler, aber bei Durchsicht meiner Figurenteile kam mir dann doch die eine oder andere Idee für die "A Fig and a Vig" Kategorie, bei der es darum geht, eine Figur auf einer passenden 8x8-Vignette zu präsentieren. Etwas kleines, das man mit seinen vorhandenen Teilen gerade noch in den BB-Stress einschieben kann. ;)

    Zunächst haben wir da Kapitän Matthias Wiltshire, genannt "Bellfoot", nach dem metallischen Klirren, mit dem ihn sein Bein üblicherweise ankündigt. Kapitän Bellfoot ist allerdings kein besonders angenehmer Zeitgenosse. Das war er auch schon damals nicht, als er vor über 10 Jahren als freischaffender Söldner die Außenbereiche der Imperialen Stadt patrouillierte. Nach den Vorkommnissen auf der Wilhelmina Jacobs, die ihn sein Bein kosteten, hat er sich in die etwas "freieren" Gefilde der Niederen Inseln zurückgezogen, auch um sich nicht für seine Methoden verantworten zu müssen (oder gar die Imperiale Stadt für die Leute, die sie zu ihrem Schutz engagiert). Und so treibt er sich nachts in den Straßen von Port McMurray herum.

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    Der Captain war eigentlich meine erste naheliegende Idee. Er ist auch recht klassisch als Piratenkapitän gebaut. Die Tatsache, dass die neue Piratenfigur, warum auch immer, ein metallgraues statt einem holzbraunen Bein hat, passte aber ganz gut in das Steampunk-Szenario. Auch die Hausfassade ist recht simpel und klassisch gebaut, aber die Sand-Oliv-Kombination kommt ganz nett für einen etwas rustikaleren Look und mit den metallenen Regenrohren habe ich versucht, zumindest etwas Steampunk-Flair reinzubringen (auch weil das Wassermanagement in der Welt von Wandering Skies eine Kernherausforderung darstellt). Mit der Beleuchtung bin ich sehr zufrieden, vor allem damit, dass die dunkle Vignette ziemlich gut mit dem schwarzen Hintergrund verschmilzt. Zwar erkennt man dadurch die schwarze Rahmung des Hauses nicht mehr so gut, aber es gibt eine stimmigere Atmosphäre als eine frei im Raum stehende Vignette.

    Des weiteren haben wir dann noch Jens Dryfton, einen eher leichtherzigen (um nicht zu sagen leichtfertigen) Gesellen, der es mit dem Feiern manchmal vielleicht etwas übertreibt. Und so kann er sich auch beim besten Willen nicht erinnern, wie es ihn auf diesen winzigen Felsen verschlagen hat. Vielleicht hätte er sich doch nicht auf einen Trinkwettbewerb mit ein paar Außenseitern einlassen sollen. Aber was soll's, schließlich weiß er trotzdem immer das beste aus der Situation zu machen. Also macht er sich eine Flasche Cyristers' auf und wartet mit seinem Kumpel Clive dem Eichhörnchen darauf, dass jemand sein Rauchsignal sieht. Er könnte zwar mal darüber nachdenken, die Flasche vielleicht ab und zu stehen zu lassen, aber schließlich muss er ja auch irgendwie seinen Dienst auf der Wilhelmina Jacobs "verarbeiten".

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    Die Idee einer einzelnen kleinen Insel lag recht nahe (ursprünglich noch als Vignette für den Captain nach einer Meuterei gedacht). So lässt sich die Vignette zumindest recht einfach in eine realistische Umgebung platzieren, ohne sich über den Rand Gedanken machen zu müssen. Bautechnisch ist das ganze nicht wirklich der Knaller, ich tue mich mit Felsen und Landschaft recht schwer. Das Lagerfeuer ist etwas chaotisch, aber das ganze Ding war schon so wackelig, dass ich froh war, zumindest irgendwie die Holzstöcke drin liegen zu haben. Auch hier steckt wieder eine dezente LED im Feuer. Ganz zufrieden bin ich aber damit, wie die Farbe des Himmels (ein stark farbverfälschtes Foto eines Sonnenuntergangs) zur Reflexion des Fotohintergrunds auf den Felsen passt. Nur bei den transparenten Elementen ließ sich der tatsächliche Hintergrund leider nicht ohne weiteres wegrechnen. Jens selbst ist jetzt keine besonders ausgefeilte Figur, aber ein Eichhörnchen als Weggefährte musste natürlich sein! :love:

    Zu guter letzt sehen wir Carina Aelson bei der Wartung der Eingeweide der Imperialen Stadt. Aufgewachsen bei den pragmatischen Außenseitern, versteht sie es wie keine zweite, die schwebenden Felsen zu erklettern. Aber nicht nur macht sie das prädestiniert für den harten und gefährlichen Job, die Stadt am laufen zu halten. Es ist ohnehin eine der wenigen Aufgaben, die sie übernehmen kann, ohne dass jemand zu viele Fragen nach ihrer Vergangenheit stellt. Denn sie möchte vermeiden, dass jemand herausfindet, dass sie eine Überlebende der Wilhelmina Jacobs ist, will sie doch selbst diesen Tag lieber vergessen, bei dem ihre Eltern ums Leben kamen. Und so versucht sie nun doch ihr Glück in der Imperialen Stadt, selbst wenn sie ihr dafür wortwörtlich den Hintern wischen muss.

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    Die Idee einer Figur, die an einer der Inseln klettert, kam mir beim entdecken eines Torsos mit Kletterausrüstungsdruck (den man nun allerdings überhaupt nicht mehr erkennt). Dazu noch ein Werkzeuggürtel, Sicherungsseil, Kletteraxt und Steigeisen (nein, es sind keine Rollschuhe! :grimace:) und fertig ist eine tatkräftige Wartungsarbeiterin. Auch ließ sich so die eher unbekannte und unschöne Seite der Imperialen Stadt zeigen. Ich wusste lange nicht, wie sich das ganze am besten umsetzen lässt, ohne einfach eine 8-breite Felswand im leeren Raum stehen zu haben, aber am Ende ist aus der winzigen Vignettendimension noch etwas halbwegs immersives geworden. Wie bei den beiden anderen sind auch hier wieder LEDs und ein einigermaßen passendes Tier im Einsatz. Das Setting mutet mit der grünen Giftbrühe schon fast etwas zu modern an, aber es ist auch nicht immer einfach, da die Balance zu finden. Im Notfall für mehr Steampunk einfach ein paar Goldakzente rein. :saint:

    Als sich dann abzeichnete, dass die Schicksale dieser drei unterschiedlichen Personen alle durch ein einzelnes Ereignis untrennbar miteinander verknüpft sind, war klar, dass auch die legendäre WSS Wilhelmina Jacobs noch für die "Airship, Airship, AIRSHIP!" Kategorie gebaut werden musste. Das Schiff, welches nicht nur die Aeronautik revolutionieren sollte, sondern auch das komfortable Reisen am Himmel…und welches seine Jungfernfahrt nie beendete. Auch nach über 10 Jahren ist ungeklärt, was wirklich aus dem liebevoll "Prinzessin Mina" genannten Passagierkreuzer geworden ist und wie er einfach verschwinden konnte. An Theorien mangelt es natürlich nicht, von Konstruktionsfehlern über Piraten bis hin zu den mysteriösen "Luftlöchern", die als Seemannsgarn durch so manche Luftschifferkneipe geistern. Aber solange die Imperiale Stadt ihre doch recht kurze Untersuchung unter Verschluss hält, könnten nur Augenzeugen Licht ins Dunkel bringen, sofern es noch welche gibt.

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    Das Vorbild war hier natürlich die Titanic und ähnliche Linienschiffe. Dadurch waren mir auch die Schornsteine als zentrales Element sehr wichtig und die Entscheidung fiel schnell auf einen Helikopter statt eines Ballons/Zeppelins. Die Basis und damit auch Größe des Rumpfs wird dabei von zwei großen altbraunen Wedge Pieces vorgegeben. Der Rest ist recht klassisch gebaut, immer mit der Holz-Messing-Kombination des Steampunk im Hinterkopf. Dazu etwas Flat Silver für die robusteren Maschinenteile und etwas Metallic Silver für die edleren Metallelemente des Passagierbereichs. Der Maßstab dürfte etwas um die 1:1000 sein, wenn wir die Gitterfliesen als Balkone betrachten (auch wenn das die goldene Reling recht groß macht).

    Am Ende hatte ich doch ziemlichen Spaß, mich in das Setting rein zu steigern. Es ist immer wieder überraschend, wie so ein Bauwettbewerb, den man zuerst nur so am Rande registriert, dann doch zu mehreren Einreichungen inspirieren kann, und das, obwohl der Terminplan eigentlich schon vollgestopft ist mit anderen Bauprojekten. Im Nachhinein ist es fast schade, dass ich nicht noch ein kleines Micro-Inselchen für die 3. Kategorie gebaut habe, aber ich wusste auch nicht so recht, wie das in die Gesamtgeschichte einzugliedern wäre und auf noch eine Felsinsel hatte ich auch einfach keine wirkliche Lust. ^^

  • Tolle Idee, die Geschichten der verschiedenen MOCs miteinander zu verbinden!

    Die Verfärbung des Glasinneren durch den Hintergrund ist mir auch schon aufgefallen, sie sieht aber ziemlich gewollt aus, wo das arme Eichhörnchen ja sonst gar nichts zum Schlürfen hätte. :D

    Die dritte Vignette gefällt mir am besten: Das MOC als Szene zu fotografieren war definitv die richtige Wahl und die subtile Beleuchtung des Abflusses rundet die aufgeräumte Farbgestaltung wunderbar ab!

    Ironisch, dass sich genau in der Welt, in der die Titanic fliegen kann, auch die Berge wieder auf Kollisionskurs befinden.

    Schade nur, dass es auch bei dir nicht für die dritte Kategorie gereicht hat, aber es gibt nunmal wichtigere Bauwettbewerbe. :P

  • Ach ja, schwebende Inseln... Das war/ist so ziemlich immer das erste, was bei mir wie aus der Pistole geschossen kommt, wenn es um neue Collab-Themen geht. :D

    Klingt super interessant das Ganze und erinnert mich irgendwie ein wenig an die Story/ das Setting von "Full Steam" von fullsteamchronicles Markus steckt dabei extrem viel Zeit und Liebe in seine Bauten und Geschichten. Ich weiß nicht, ob du ihn im letzten Jahr auf dem Steinewahn kennenlernen konntest. Er war leider nur ziemlich kurz da. Falls du das Ganze noch nicht kennst schau mal rein. ;) -Instagram- -Flickr-

    Ansonsten natürlich super schöne MOCs, ich drücke dir die Daumen für den Wettbewerb.

    Liebe Grüße

    Thomas

  • Wandering Skies begegnet man im Moment ja wirklich überall. Wobei ich mich mit der Story bisher noch nicht so beschäftigt habe. Ich gucke mir lieber die Mocs an :yummy: Deine gefallen wir auch sehr gut! Besonders natürlich das Haus, welches so auch in einem zwielichtigen Piratennest stehen könnte.

    Mein zweites Highlight ist Carina Aelson bei der Wartung der Technik. Wo tropft eigentlich dieses giftig aussehende Wasser hin? Kommt darunter noch etwas? :D


    [EDIT: Also ich meine, gibt es weit unter den schwebenden Inseln auch noch Land, Wasser oder etwas ganz anderes?

    Naja, war vielleicht nicht so lustig haha =O]

  • Tolle Idee, die Geschichten der verschiedenen MOCs miteinander zu verbinden!

    Vielen Dank! Das mit der Geschichte ergab sich irgendwie so aber sowas ist immer gut als Motivation dran zu bleiben und weiter zu bauen. Wenn man sich die Geschichten vorher überlegt, dann muss man halt auch die Vignetten fertig bauen um sie erzählen zu können. :D

    Ach ja, schwebende Inseln... Das war/ist so ziemlich immer das erste, was bei mir wie aus der Pistole geschossen kommt, wenn es um neue Collab-Themen geht. :D

    Hmm... :/

    Klingt super interessant das Ganze und erinnert mich irgendwie ein wenig an die Story/ das Setting von "Full Steam" von fullsteamchronicles Markus steckt dabei extrem viel Zeit und Liebe in seine Bauten und Geschichten. Ich weiß nicht, ob du ihn im letzten Jahr auf dem Steinewahn kennenlernen konntest. Er war leider nur ziemlich kurz da. Falls du das Ganze noch nicht kennst schau mal rein. ;) -Instagram- -Flickr-

    Ja, an Markus und sein "Full Steam" musste ich dabei auch denken, ein tolles Projekt in der Tat! Ich kenne ihn und seine Sachen von Flickr, aber persönlich hab ich ihn noch nicht getroffen.

    Wandering Skies begegnet man im Moment ja wirklich überall. Wobei ich mich mit der Story bisher noch nicht so beschäftigt habe. Ich gucke mir lieber die Mocs an :yummy: Deine gefallen wir auch sehr gut! Besonders natürlich das Haus, welches so auch in einem zwielichtigen Piratennest stehen könnte.

    Vielen Dank! Für den Wettberwerb haben sie die Story ja auch bewusst offen gelassen, um die Beiträge nicht allzu sehr einzuschränken. Da geht es glaube ich einfach um das generelle Feeling. Und ja, es macht wirklich Spaß, den Bautwettbewerb zu verfolgen, da sind schon ein paar schöne Sachen dabei.

    Mein zweites Highlight ist Carina Aelson bei der Wartung der Technik. Wo tropft eigentlich dieses giftig aussehende Wasser hin? Kommt darunter noch etwas? :D

    Ich weiß gar nicht, ob sich da wirklich noch viel unter den Inseln befindet. Ich würde aber sowieso behaupten, dass es der Imperialen Stadt wahrscheinlich ziemlich egal ist, wohin ihre Abfälle tropfen. =O

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