Wie bereits angekündigt, möchte ich das Kulturhauptstadtjahr zum Anlass nehmen, mich etwas näher mit der Architektur in meiner momentanen Heimatstadt Chemnitz zu beschäftigen. Dabei möchte ich etwa 100 Jahre zurückblicken und mich als Leitkonzept vor allem auf die frühe Moderne konzentrieren. Zum einen hatte diese Epoche baugeschichtlich größeren Einfluss auf die "Stadt der Moderne" und zum anderen komme ich generell eher selten dazu, etwas aus dieser eigentlich recht interessanten Zeit zu bauen.
Zunächst eine kurze historische Einordnung. Durch eine frühe Ausrichtung auf die Textilindustrie erlebte Chemnitz mit der Industrialisierung im 19. Jh. einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung (was auch zum Beinamen "Sächsisches Manchester" geführt hat) und Anfang des 20. Jh. hatte diese Entwicklung dann ihren Höhepunkt erreicht. Dieser wirtschaftliche Wohlstand und das generelle Aufkommen der modernen Architektur in der Weimarer Republik fielen wiederum zusammen mit der Ernennung von Fred Otto zum Stadtbaurat in den 20er-Jahren, der nicht nur selbst als Architekt tätig war, sondern in seiner Verwaltungsfunktion auch den Einfluss dieser Stilrichtungen auf das Stadtbild gefördert hat.
Den Anfang hierzu macht ein Modell des Cammann-Hochhauses. 1923-26 von Lokalmatador Willy Schönefeld als Verwaltungsgebäude für die erfolgreiche Möbelstoff-Weberei Cammann & Co. entworfen, sind seine Rahmenbedingungen eigentlich beispielhaft für die Industriegebäude jener Zeit. Stilistisch kommt es dagegen etwas extravaganter daher und ist mit seiner achtachsig gefalteten Fassade dem Expressionismus zuzurechnen. Zudem war es mit 8 Etagen nach damaligen Standards das erste Hochhaus der Stadt, auch wenn seine 40 Meter heute vielleicht niemanden mehr hinter dem Ofen hervor locken würden. 

Eigentlich fing das Modell in deutlich einfacherer Form als entspannter und doch interessanter Einstieg in das Thema an und ich wollte es bereits zu Marchitecture fertigstellen. Eine "kleine" Designänderung, die die Dimensionen etwa um ein Drittel vergrößerte, führte jedoch zu einer Erhöhung der Teilezahl auf über das doppelte.
So ist das Modell für seine eher kompakte Größe doch recht massiv, was vor allem den SNOT-Fassaden und ihrer Stützstruktur geschuldet ist. Dafür war das Anbringen der großen glatten Fassadenelemente äußerst zufriedenstellend und die einzige sichtbare Noppe befindet sich ganz oben auf der Dachspitze. 

Wie so oft bei Gebäuden ist die Fassadenfarbe eigentlich eher eine Mischung aus tan, weiß und hellgrau. Deshalb habe ich es etwas gemischt und den mit Rillen verputzten überwiegenden Teil in Tan gebaut und die glatt verputzten (und dadurch etwas heller wirkenden) Teile in weiß.

Ein etwas problematischer Aspekt des Modells ist allerdings die Höhe, denn wie aus den Vergleichsfotos vielleicht ersichtlich wird, ist das LEGO-Modell in diese Richtung etwas gestreckt. Während der Breitenmaßstab etwa 1:200 beträgt, ist der Höhenmaßstab eher um die 1:175. Das fällt vor allem beim oberen Teil auf, dessen Fenster generell deutlich zu groß sind. Allerdings war es mir wichtiger, die Fassadentechnik des unteren Teils kohärent fortzusetzen und so musste dieser Kompromiss leider sein. 
Beleuchtung gibt es diesmal aus bautechnischen Gründen keine, aber Bauanleitung auf Rebrickable natürlich schon.