Mit etwa einem halben Jahr Verspätung habe ich noch einen Nachtrag zur Jahres-Challenge 2022. Es handelt sich um eine kleine Hommage an die beste LEGO-Themenwelt (die in ihrer offiziellen Form heuer auch 15 Jahre alt werden dürfte), verbunden mit einem Tribut an einen meiner Lieblingsarchitekten, der auch in den frühen Architecture-Sets einiges an Würdigung erfahren hat und für mich dadurch auch untrennbar mit der Reihe verbunden ist. Es zeigt Adam Reed Tucker, seines Zeichens ebenfalls Architekt und quasi Begründer der Architecture-Themenreihe, wie er Frank Lloyd Wright die LEGO-Modelle einiger seiner bekanntesten Werke präsentiert (welche seit 2019 auch alle drei Teil einer Sammel-Welterbestätte zu einigen ausgewählten Meisterwerken von Wright sind). Es handelt sich dabei um Mini-Varianten der jeweiligen Sets (alle etwa ein Viertel so groß).

Ich hatte die Idee dazu schon Anfang letzten Jahres, aber wie das so ist, kam es nie recht in die Gänge. Ich hatte sogar für den Set-Schrumpf-Wettbewerb bei IDEAS letztes Jahr schon angefangen, ein kleines Robie House zu entwerfen. Aber als sich herausstellte, dass Architecture da als illegales Lizenzthema galt, habe ich das dann wieder auf Eis gelegt und irgendwie kam ich auch nicht so richtig weiter mit dem Entwurf, sodass sich dann auch der Jahres-Challenge-Beitrag im Sande verlaufen hat.

Aber inspiriert durch den aktuellen Set-Schrumpf-Wettbewerb bei Tips&Bricks, für den ich ungeplanterweise in der letzten Runde Rogue Olympics bereits ein Architecture-Set geschrumpft hatte, hab ich mir das dann doch nochmal angeschaut und etwas einigermaßen zufriedenstellendes hinbekommen. Es hat ein paar Teile, die nur von der Gravitation und den benachbarten Teilen gehalten werden, aber wem erzähl ich das.
Dafür passen diese alten Satteldächer ziemlich gut für den Maßstab und bringen das horizontale des Präriestils wunderbar rüber.

Danach war aber noch lange nicht klar, dass ich tatsächlich den verpassten Jahres-Challenge-Beitrag nachholen kann, denn ich wollte schon gern alle 3 Tucker-Wright-Sets verewigen. Das Guggenheim, selbst als Set schon ziemlich klein und abstrakt (es basiert explizit nicht auf dem späteren Set von Rok Zgalin Kobe, auch wenn ich das mit ins Vergleichsfoto gepackt habe), ist als Mini-Version richtiggehend winzig (und passt dadurch vom Maßstab ganz gut in die New York Skyline), aber geht so auch am ehesten noch als LEGO-Modell in der Minifig-Welt durch. Die Tan-Erweiterung stammt allerdings nicht mehr von Wright, sondern natürlich von George Costanza. 

Blieb zuletzt nur noch Fallingwater, vielleicht mein Lieblings-Wright-Gebäude, wenn auch nicht mein Lieblingsset von den dreien. Ich war lange nicht sicher, wie ich diesen organischen Verbund aus flachen Platten derart klein skalieren sollte, aber am Ende ging es, einmal angefangen, doch irgendwie von der Hand, auch wenn die Proportionen etwas gelitten haben. In diversen Richtungen geSNOTet, aber solange man es nicht auf den Kopf stellt weitgehend stabil.
Was hier auch half, ich beim Originalset aber eher weniger ansprechend finde, ist die sehr abstrakte und monotone Farbgestaltung. Dementsprechend verwendet das Vergleichsfoto zwar eine persönliche Modifikation des Sets (zum umbauen auf die Originalversion war ich im Gegensatz zum Robie House einfach zu faul), aber für die Mini-Version war es ganz gut, nicht allzu sehr zwischen Bruchsteinmauerwerk, Beton und Landschaft unterscheiden zu müssen. 

Einen kleinen Schock bekam ich, als ich wenige Tage vor Veröffentlichung meines Fallingwater-Modells eine richtig tolle Version von ThomasH
in so ziemlich der gleichen Größe gesehen hatte. Aber das kann bei einem Bauwettbewerb nunmal passieren und zum Glück hatte ich meine Version da schon fertig und habe nur noch auf Tageslicht und BrickLink gewartet. Hätte ich das vorher gesehen, hätte ich meins wohl gar nicht erst angefangen, aber so war ich trotzdem stolz auf meine Version und hab mich über sein Modell gefreut.
Zum Schluss die drei Mini-Sets noch irgendwie zusammen mit den zwei Architekten drapiert. Mit Figuren tue ich mich immer etwas schwer und die beiden sind jetzt auch nicht solche Ikonen, dass man sie direkt erkennen würde. Mit Herrn Wright bin ich aber ganz zufrieden (auch wenn ich irgendwann gerne mal noch eine Version mit Mantel und Hut machen würde). Bei Herrn Tucker war das Problem, dass es einfach keine wirklich guten Alternativen für sehr kurze Haare gibt, aber eine Glatze sieht auch blöd aus. Auch die Kleidung ist nicht so ikonisch festlegbar und an karierten Hemden gibt es nicht so viel in helleren Farben. Die beiden haben natürlich nie zur selben Zeit existiert und auch weiß ich nicht, was Wright von der LEGO-Verwurstung seiner Gebäude gehalten hätte (obwohl er der Aufmerksamkeit und Wertschätzung sicher nicht abgeneigt wäre, vom LEGO-Baustein ganz zu schweigen
). Aber Adam würde sich sicher freuen ihn zu treffen, ist er doch auch ein merklich großer Wright-Fan (wobei das in den USA wahrscheinlich Zulassungsbedingung für’s Architekturstudium ist
).
Die Idee, dazu noch die alten Landmarks-Sets als Silhouette in den Hintergrund zu packen, kam mir erst später beim Blick auf das Cover des LEGO-Architecture-Buchs, das so eine ähnliche Silhouette zeigt. Das Cover selbst ließ sich aber nicht so gut direkt als Fotohintergrund verwenden. Aber auch die Idee, die Landmarks-Gebäude sauber in Stud.IO raus zu rendern, scheiterte daran, dass sich die Space Needle wegen der Schläuche einfach nicht in Stud.IO bauen lässt.
Also hab ich die echten Sets vor einem Bluescreen fotografiert, um halbwegs deren Silhouette zu extrahieren und sie dann als Maske entsprechend mit dem Foto zu kombinieren.
Natürlich gibt es die Mini-Sets als kostenlose Anleitungen bei Rebrickable. Das Guggenheim war mir aber selbst für eine kostenlose Anleitung etwas zu mickrig, also hab ich stattdessen mal ein "Speed Build" gefilmt.
Am Ende bin ich richtig begeistert, was sich aus der letzten Runde Rogue Olympics und einem netten kleinen Bauwettbewerb unverhofft wieder für ein tolles Projekt entwickelt hat und dass ich endlich diesen Jahres-Challenge-Beitrag nachholen konnte, den ich schon etwas bedauert hatte. Und nachdem ich mich lange nicht getraut habe, überhaupt mit Wright-MOCs anzufangen (womit überhaupt anfangen und wo dann aufhören? und welche ikonischen Gebäude wurden nicht bereits gut umgesetzt?), bin ich auch froh, endlich doch mal was kleines von ihm gebaut zu haben.