Das Nelly-Sachs-Projekt

  • Guten Tag zusammen,

    heute möchte ich hier eines meiner neueren Projekte vorstellen. Es hat wieder im weitestens Sinn mit "Kunst" zu tun.


    Quelle:


    Quelle der Idee ist das Denkmal „Verlassener Raum - Denkmal für das Wirken jüdischer Bürger in Berlin“, das einen Text von Nelly Sachs verarbeitet, indem Teile davon im Rahmen des Denkmals untergebracht sind. Dieses zeigt – etwas größer als normal – einen stehenden und einen umgekippten Stuhl auf Parkettboden vor einem Tisch.

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    Daraus ergeben sich für mich diese Fragestellungen:

    Wie kann das Thema des Denkmals für ein mehr oder weniger heiteres Mitmach-Projekt in LEGO umgesetzt werden, ohne diesem etwas von seinem ernsthaften Ansatz zu nehmen? Im Gegenteil: Wie kann das schwierige, unpopuläre Thema dennoch zu einem Publikum transportiert werden, das sich normalerweise nicht die Mühe machen wird, den Standort des Denkmals in Berlin persönlich aufzusuchen? Welche Rolle kann hierbei das „unschwierige“, populäre Material spielen?


    Ausführung:

    Eine gewöhnliche 32er-Platte ist mit tanfarbenen 1x2-Fliesen als „Parkettboden“ angedeutet und mit einem schwarzen Rahmen versehen.

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    In diesem Rahmen sind Teile des im Denkmal verwendeten Textes untergebracht (mit Dank an den Steindrucker für die präzise Umsetzung meiner Vorstellungen).

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    Als „Baumaterial“ stehen nun Elemente zur Verfügung, die zusammengelegt einen Tisch und eine Stuhl ergeben sollen. Durch Verfliesung von oben und unten
    ist es möglich, die Elemente lediglich locker aufeinanderzulegen.

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    Aufgabe:


    Das Material liegt zunächst unarrangiert auf der Experimentierfläche. Damit wird zu der Frage eingeladen, „was das sein soll“. Wer sie als erstes stellt, wird über den Hintergrund aufgeklärt und aufgefordert, aus den vorhandenen Elementen einen Tisch und einen Stuhl zu „bauen“. Damit ist seine Aufgabe erfüllt, und er kann seiner Wege ziehen.

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    Ablauf:

    Das Ergebnis – ein wackelig und schräg anmutendes Ensemble - wird nun sich selber überlassen, bis es durch gewollten oder ungewollten Publikumskontakt beziehungsweise durch Stöße an den Ausstellungstisch in sich zusammenfällt oder anderweitig in seinen zerlegten Ausgangszustand zurückkehrt.

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    So bleibt es so lange liegen, bis sich der nächste Fragesteller findet.


    Praxistest:


    Auf der Maker Faire in Berlin konnte dieses Projekt erstmals einem Praxistest unterzogen werden - sozusagen eine Premiere.

    Und das ist dabei vorläufig herausgekommen:


    Diese Dame war die erste, die sich für die Aufgabe Zeit genommen hat. Bestaunt von anderen Besuchern am Stand.

    Es ist nicht ganz anspruchslos, glatte Elemente aufeinanderzustapeln.

    Dieser schlaue Junge interpretierte die Bauaufgabe auf eine ganz eigenwillige Art und Weise ...

    ... mit allerdings vorhersehbarem Ergebnis.

    Mit Gruß und Dank für die Aufmerksamkeit

    Andreas

    Zypper bei flickr

    "Ich bin zum Kotzen kreativ" - Portrait im studentischen Online-Magazin der Hochschule für Medien, Stuttgart vom 10.12.2018

    Zypper vor Ort:

    07./08.03.20 Bricky Way (Györ, H)

    21./22.03.20 Fanabriques (Colmar, F)

    15.-19.04.20 JT MinD Nürnberg

    16./17.05.20 Legronicon (Feldbach, A)

    06./07.06.20 Brixembourg (Junglinster, LUX)

    19.-20.09.20 Steinewahn Berlin

  • Hallo und guten morgen,

    uha, ein schweres Thema, an dem du dich da heran gewagt hast. Die Umsetzung ist dir aber gelungen. Sobald Menschen das Bauen mit LEGO auch als Kunstform begreifen, können sie auch mit dem mini Denkmal umgehen. Es sollte nicht als "Spiel" falsch verstanden werden.

    Leider habe ich es auf der Maker Faire gar nicht gesehen :(. Hattest du es nur kurzzeitig ausgepackt?

  • Ui, mal ganz was anderes!

    Mir gefällt wie du an die Sache rangegangen bist und versucht hast das in Lego umzusetzen... das ist dir super gelungen! Obwohl ich zugeben muss, dass ich mich weder mit dem Denkmal noch mit Kunst besonders auskenne!

  • Danke für die Ermunterung und hi erstmal!

    Dotterbart:

    Ja, war die ganze Zeit präsent und wartete darauf, entdeckt zu werden :)

    Eine weitere wichtige Inspiration kam von der Künstlerin Ella de Burca, die im Württembergischen Kunstverein ein Werk ausgestellt hat, welches durch Zerstörung vollendet wurde. Sie hatte zahlreiche dieser Betonplatten auf dem Boden ausgelegt (jede etwa im DIN-A-5-Format) und dazu aufgefordert, das Werk zu betreten. Dabei konnte es nicht ausbleiben, dass durch das Gewicht der Besucher die Platten zerbrochen wurden. Aber das war Absicht. Nach ein paar Wochen waren die Platten sämtlich zerkrümelt, und die Künstlerin war's zufrieden. Aber das Sujet "Vollendung durch Zerstörung" hatte mich gefangen genommen, und dies ist mein Versuch der Umsetzung dieses Themas. Manchen Bau kann ich in L ja auch erst vollenden, nachdem ich einen anderen zerstört habe (um an die Steine zu kommen beispielsweise). Insofern sehe ich da eine angemessene Verbindung zu unserem Lieblingsmaterial.

    Frohen Gruß

    A

    Zypper bei flickr

    "Ich bin zum Kotzen kreativ" - Portrait im studentischen Online-Magazin der Hochschule für Medien, Stuttgart vom 10.12.2018

    Zypper vor Ort:

    07./08.03.20 Bricky Way (Györ, H)

    21./22.03.20 Fanabriques (Colmar, F)

    15.-19.04.20 JT MinD Nürnberg

    16./17.05.20 Legronicon (Feldbach, A)

    06./07.06.20 Brixembourg (Junglinster, LUX)

    19.-20.09.20 Steinewahn Berlin

  • Hi, Patrick,

    das mache ich auf Ausstellungen inzwischen fast immer so: das Publikum einzubinden.

    Erstens löst der Besuch einer LEGO-Ausstellung ein starkes Bedürfnis aus, irgendetwas anzufassen.

    Zweitens wird dieses Bedürfnis durch entsprechende Schilder, Absperrungen und Empfindlichkeit der Exponate ebenso stark unterdrückt.

    Woraus für mich folgt: Wenn ich den Leuten etwas zum Anfassen und Selberbauen biete, gewinne ich Freunde in aller Welt. Lenke ich ihre Hände und Finger dorthin, wo sie keinen "Schaden" anrichten können, lassen diese Hände und Finger in Ruhe, was mir wichtig ist. Und ich baue immer so, dass nix wirklich kaputtgehen oder leicht ersetzt werden kann. Und wenn mir wirklich etwas so wichtig ist, dass es nicht kaputtgehen darf: dann stelle ich es halt net aus. Leutz, s'ist LEGO! Solange kein Bulldozer drüberrollt, bleibts heil! Woraus folgt: Ich muss in einem gewissen Grade auch hinnehmen, dass bei Ausstellungen Verluste auftreten. Anlässlich der Maker Faire mit seinen 15.200 Besuchern gab es nicht einen einzigen "Verlust". Alle Teile haben "überlebt", und es wurde nullkommanix geklaut oder zerstört.

    Der Lohn: jede Menge bereichernde Gespräche und Kontakte zu phantastischen Müttern und Vätern und ihren außerordentlichen Söhnen und Töchtern. Und damit: Keine einzige Sekunde Langeweile während der mitunter langen, langen Stunden am Stand. Das ist für mich keine schlechte Bilanz für Stunden der An- und Abreise im Zug, für kurze Nächte in fremden Betten in einer fremden Stadt, für Spesen ohne Ende und gefühltes endloses Geschleppe, Gezerre und Geziehe meines 30-Kilo-Koffers.

    Schließe ich die Augen, steht der Glanz der vielen Kinderaugen wieder vor mir, ausgelöst durch die Erlaubnis, mitzumachen und etwas an meinem Stand auszuprobieren. All die Valentins, Jonasse und Noahs, all die Caitlins, Annas, Hannas und Bennis - keines dieser Kinder werde ich wahrscheinlich jemals wiedersehen - aber die Momente, die sie mit mir und meinen Ausstellungsstücken und den kleinen Aufgaben geteilt haben: die wird mir niemals jemand wieder nehmen können.

    Darum und dafür mache ich das alles überhaupt.

    Grüßle

    A

    Zypper bei flickr

    "Ich bin zum Kotzen kreativ" - Portrait im studentischen Online-Magazin der Hochschule für Medien, Stuttgart vom 10.12.2018

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    07./08.03.20 Bricky Way (Györ, H)

    21./22.03.20 Fanabriques (Colmar, F)

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    16./17.05.20 Legronicon (Feldbach, A)

    06./07.06.20 Brixembourg (Junglinster, LUX)

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