Hallo Leute!
Nachdem meine erste Zeitreise zu „Fluch der Karibik“ (Mich gibt es hier!) ja schon eine Weile zurückliegt, hat mich jüngst einmal wieder das Reisefieber gepackt. Und so habe ich mich abermals auf einen kleinen historischen LEGO-Streifzug begeben. Verschlagen hat es mich dieses Mal in die Zeit des „wilden Westens“: Ratternde Eisenbahnen, rollende Postkutschen und rauchende Colts! Klare Sache -es geht um „Lone Ranger“!
Allgemeine Vorgeschichte:
Was als „Fluch der Karibik in weiter Prärie“ geplant war (große Disney-Produktion von Action-Guru Jerry Bruckheimer, Regisseur erneut Gore Verbinsky, Hauptdarsteller erneut Johnny Depp), erwies sich anno 2013 letztlich als Kritiker- und Kassenflop gleichermaßen. Produktions- und Marketingkosten von um die 375 Millionen US-Dollar stand ein weltweites Einspielergebnis von gerade einmal 260 Millionen Dollar entgegen. Eine gehörige Enttäuschung für einen Konzern, der bei Produktionskosten dieser Größenordnung regelmäßig in den Milliardenbereich vorstößt. Klare Sache: Ebenso wie der Franchise selbst, war damit auch der begleitenden LEGO-Lizenzserie ein jähes Ende beschert.
Trotzdem bietet sich die Reihe für eine Rückschau geradezu an, denn ähnlich wie seinerzeit bei „Fluch der Karibik“ gab es hier mit dem Western-Thema ebenfalls erstmals einen beliebten -und im Vergleich zu den Piraten- bis dato noch seltener bedachten Themenbereich mit Flesh-Figuren und im modernen Gewand.
Überblick:
Begleitend zum damaligen Kinostart erschien im Jahr 2013 eine Welle mit immerhin sechs Sets an verschiedenen Locations des Films und mit einer bunten Mischung an Figuren. Zudem auch noch zwei Polybags, in denen jeweils eine der Hauptfiguren (Revolverheld Lone Ranger oder der indigene Amerikaner Tonto) enthalten waren. Eben diese sechs Sets schauen wir uns jetzt, in aufsteigender Größe, einmal ganz genau an!
Die Sets:
79106 -Kavallerie-Set, 69 Teile, UVP: 14,99, Preis pro Teil: 0,21 Euro
Ha -gleich ob des ersten „Sets“ gerate ich in pure Verzückung! Ein „Fehler“ der „Fluch der Karibik“-Sets wird hier gleich mit dem ersten Wurf ausgebügelt: Ein gescheiter Kavallerie Battle-Pack! Dieses Set ist eigentlich ein absoluter No-Brainer für alle Westernfans die LEGO mögen: Drei Soldaten sowie der Hauptdarsteller Lone Ranger bilden den Kern dieses mit knapp 15 Euro fair bepreisten Sets. Dazu gibt es noch ein modernes weißes Ross mit braunem Sattel, eine passende (bedruckte) Flagge für den kleinen Palisadenwall und -für alle, denen wie mir einige der Halterungen kaputt gegangen sind- Ersatz-, bzw. Ergänzungs-Kanonengeschütze für die Piratenschiffe. Hier sogar auf Rädern.
Fazit: Klarer Pflichtkauf! Jeder Western-Fan, der sein Fort bemannen will, hat hier hoffentlich nicht nur einmal zugeschlagen!
79107 -Lager der Comanchen, 161 Teile, UVP: 29,99, Preis pro Teil: 0,18 Euro
Trotz des toll gestalteten Eingeborenenhäuptlings Red Knee bin ich kein besonderer Fan dieses Sets. Dies dürfte vor allem daran liegen, dass neben dem indigenen Stammesführer keine weiteren Angehörigen der Comanchen im lager anwesend sind und wir stattdessen mit Tonto und dem Lone Ranger abgefrühstückt werden (was sich leider noch oft wiederholen wird). Jetzt kann man sich bei Tonto immerhin über eine stetig wachsende Sammlung der kleinen Raben freuen, aber wenn man bedenkt, dass die weiteren Kaufanreize lediglich aus einem Zelt mit Kunststoffplane (ich persönlich mag sie nicht) einem Kajak sowie einem kleinen Hügel mit zwei Skorpionen bestehen, haben wir es hier definitiv mit einem der schwächsten Packs der Reihe zu tun.
Fazit: Für das Gebotene gefühlt mindestens fünf (eher zehn) Euro zu teuer. Der tolle Häuptling und das schöne Kajak können es nicht rausreißen.
79108 -Flucht mit der Postkutsche, 279 Teile, UVP: 49,99, Preis pro Teil: 0,18 Euro
Blenden wir mal die Frage aus, ob zwei Pferde in der Lage wären, diese Kutsche länger als eine halbe Stunde lang irgendwohin zu ziehen, selbst wenn sie über Teppich liefen. Zumal noch mit einem schweren Tresor beladen. Den wiederum das Dach dieser Kutsche niemals....ach egal. Ignorieren wir auch den Umstand, dass wir abermals Tonto und den Lone Ranger aufgedrückt bekommen. Also mal ehrlich, so einsam (=lone) kann dieser Ranger ja gar nicht sein, er lungert ja schließlich in jedem einzelnen Set der Reihe rum. Er denkt vermutlich wir merken es nicht, weil er maskiert ist... Nunja, also wie gesagt, jeden etwaigen unangemessenen Realismus und die auf den ersten Blick recht sportlich ausgefallene UVP von immerhin 50 Krachern entschieden beiseite schiebend, bleibt unterm Strich: Eine ziemlich coole Kutsche! Zugegeben: Ich bin an dieses Set zum fast halben Preis herangekommen, daher fällt mein Urteil hier vermutlich spürbar milder aus, als es eigentlich der Fall sein sollte. Aber der genauere Blick auf die enthaltenen Teile und Figuren lässt es einfach nicht zu, hier übertrieben rumzumäkeln. Denn wir entdecken erfreulicherweise so einiges auf der Habenseite.
Da wäre zum einen die Kutsche selbst. Bisschen groß und schwer für gerade einmal zwei Pferde, aber die sind vermutlich ob der Pracht des zu ziehenden Gefährts derart verzaubert, dass jeder Gedanke an Last und Mühen sogleich von einer Woge unbeschwerter Glückseligkeit hinweggefegt wird. Das rote Anhängsel wartet mit einigen sehenswerten Details auf und dank einer Deichsel lässt sich das Gefährt sogar halbwegs gescheit lenken. Wir bestaunen den Kutschbock und den geräumigen Sitzbereich im Inneren, ebenso natürlich die befüllbare Gepäckablage am Heck.
Von den eben schon erwähnten Haupthelden des Films abgesehen („laaaangweilig!!“), erwarten uns drei weitere Minifiguren, die jedem LEGO-Western-Fan gefallen dürften: Zwei Banditen in stilechten Kluften sowie die entweder frivol dreingrinsende oder verschreckt aufschreiende Wildwest-Lolita „Red Harrington“ sind eine helle Freude für alle Kitbasher. Obendrauf gibt es neben den schwarzen Kutschenrossen noch einen braunen Gaul der modernen Art (also Hinterbeine aufstellbar) und allerlei nützliches Zubehör in Form von Pistolen, Gewehren, Halstüchern, Briefen (ist halt ne Postkutsche), Koffern, Dynamitstangen und was man halt für eine unbeschwerte Kutschenfahrt durch die Prärie so alles braucht.
Unterm Strich muss ich sagen, dass ich hier jeden verstehen kann, der damals zu dem Entschluss kam „für das Gebotene zu teuer“ (Preis pro Teil mit 19 Cent Spitzenreiter der Serie). Letztlich bin ich daher froh, die Kutsche neu für um die 30 Euro bekommen zu haben, denn sie ist schon ein echter Eyecatcher im Regal.
Fazit: Eine zwar teure, aber immerhin gut gemachte Postkutsche mit drei starken exklusiven Figuren!