Nab’er war einer der gebildeteren unter den Bundesgenossen. Er stammte ursprünglich von entfernten Landen. Natürlich hatte es ihn nicht in einem Male so weit weg von seiner Geburtsstätte verschlagen, sondern er war in seinem langen Leben mehrmals wieder aufgebrochen und weitergezogen.
So hatte er viele unterschiedliche Regionen, Sprachen , Sitten und die entsprechenden Menschen kennenlernen können. Nur die -oft unzulänglichen- Verhaltensweisen der Menschen hatten sich als ewig gleich erwiesen. Vielleicht, so dachte er, waren es die unzähligen Enttäuschungen, welche ihn immer weiter trieben auf der Suche nach seinem Glück.
Er mochte Tiere deshalb meist lieber wie seine Mitmenschen. Durfte er wählen, mit wem er seine Zeit verbringen konnte, war der Fall für ihn zumeist sonnenklar.
So hatte er begonnen Hasen zu züchten und eine grosse Pferdekoppel zu erstellen. Zweimal schon hatten sie seither ein junges Fohlen auf der Welt begrüssen können. Ein persönlicher Erfolg, den auch die Führung des Bundes reichlich honorierte.
Aber sein grösster Stolz waren seine Ziegen. Nach guter alter Vätersitte hatte er sie an einem abgelegenen und abgeschlossenen Örtchen ausgesetzt und sich selber überlassen. Lange musste er ein passendes Plätzchen suchen, bis er endlich fündig wurde. Eine langgezogene, schmale Landzunge. Am Übergang zum Festland durch ausgedehnte Sümpfe gänzlich abgeschirmt. Deshalb nur über das Wasser zu erreichen. Und vorne an der Küste, sicher umschlossen von schroffen Felspartien fanden sich einige geschützte Stellen, um sich ein paar Tage gemütlich fest zu installieren.
Und genau dort würde er die nächsten Tage verbringen. Oh, wie er sich freute!
Als er anlandete, erquickte sich sein Herz ob des kräftig angewachsenen Bestandes.
Zum Schutz der Ziegen hatte er lediglich einen Wachhund in der Herde belassen. Eine lurven’sche Bulldoge; vielseitig im Charakter, kleinwüchsig, extrem beharrlich. Fast schon ein wenig sturköpfig. Kurzes Fell und der Schweif wegdomestiziert, damit sie sich im Unterholz nicht verfingen und in Erdlöchern besser manövrieren konnten. Kurz gesagt, mit Stummelschwänzchen.
Dieser Tage war Nab’er dem Schicksal unendlich dankbar, in seinem Lebensherbst nochmals eine solch interessante und befriedigende Zeit erleben zu dürfen.
Denn Nab’er liebte seine Ziegen, und es gab nichts Schöneres für ihn, als ein wenig Zeit mit ihnen zu verbringen!
---------------------------
Ich hoffe es gefällt.
K+K wie immer willkommen.