Nach all den ganzen verschiedenen Sachen für Bauwettbewerbe und dergleichen hatte ich Lust, endlich mal wieder gemütlich ein schönes Architecture-Projekt in Stud.IO zu entwerfen. Etwas, das schon eine Weile auf dem Plan stand, war der Stuttgarter Hauptbahnhof, auch wenn ich das 100. Eröffnungsjubiläum letzten Oktober leider verpasst habe. Ich mag die Zwischenkriegsarchitektur generell und in seiner eleganten und doch modernen Wuchtigkeit ist das Gebäude auch nicht allzu schwer umzusetzen, auch wenn die Größe einen recht kleinen Maßstab erfordert und die verschiedenen Höhenunterschiede und Verschachtelungen dann doch etwas mehr Raum für Spielereien bieten, als es zunächst scheint.
Für die Uhr hab ich überlegt, ob ich nicht wieder den 2x2er-Stein mit Big-Ben-Druck aus der London-Skyline nehme, aber dann doch lieber die etwas kleinere Uhrenfliese verwendet, die auch schon im Eingang der kleinen Schalterhalle verbaut ist. Etwas enttäuscht war ich, dass es bei den tausend LEGO-Lizenzen keine schöne 1x1-Rundfliese mit Mercedes-Druck gibt. Es gibt zwar einen entsprechenden Aufkleber aus dem Arocs, aber der ist vollflächig. Der wäre zwar okay und man könnte ihn sogar auf eine transparente Fliese kleben (wenn man den ganzen Bogen für 15€ kauft, statt einfach die beklebte hellgraue Fliese für 1€), aber ich hab mir dann lieber eine schöne drucken lassen.
Die Gretchenfrage war hier natürlich: vor oder nach Stuttgart 21? Zu dem mitunter kontroversen Thema hatte ich ehrlich gesagt nie eine klare ja/nein-Position und die Umsetzung des Modells richtet sich am Ende auch mehr nach Bequemlichkeit und Ästhetik als nach irgendeiner denkmal- oder verkehrspolitischen Überzeugung. Allerdings beschränkt sich das Modell in der Tat auf den verbliebenen Teil des Bonatzbaus, was vor allem der Tatsache geschuldet ist, dass ich nicht noch eine ganze 32er-Platte ran bauen wollte nur für den abgerissenen Schlossgartenflügel und die Bahngleise. Aber das Modell geht sogar noch weiter, indem es auf der Nordseite statt der mittlerweile abgebrochenen Bahgleise Bäume setzt, wie in den Planungsentwürfen zu Stuttgart 21 vorgesehen. Ich hätte der Frage aus dem Weg gehen können, hätte ich das Modell direkt an der Fassade der Kopfbahnsteighalle abgeschnitten, aber dann wäre es nicht mehr so schön auf eine 32x16-Platte gegangen und ich finde die Bäumchen auf der Rückseite einfach hübsch. Am Ende wollte ich eben auch keinen Bahnhof bauen, sondern ein Baudenkmal, dessen Essenz ja nach wie vor da ist, auch wenn sich nun alles wichtige eher darunter oder daneben abspielt. Gleichzeitig orientieren sich die Farben der Dächer aber eher am Zustand vor der Renovierung, was einfach etwas mehr Variation in eine sonst große graue Fläche bringt. Man könnte mir nun mit Recht vorwerfen, ich hätte mir aus beiden Bauzuständen einfach das rausgepickt, was mir passt. Aber positiver könnte man sagen, dass das LEGO-Modell vielleicht pragmatisch versucht, das beste aus der Situation zu machen und die Vergangenheit des Gebäudes mit seiner Zukunft zu verbinden.
Beleuchtung kann bei den vielen Fenstern auch nicht schaden, selbst bei so einem recht kleinen Modell. Ich habe sogar hinter die Arkaden noch zwei LEDs bekommen, sodass durch die ganzen Verwinkelungen am Ende 6 LEDs verbaut sind. Durch die einfache Baseplate konnte ich das Kabel diesmal leider nicht durch den Sockel herausführen, weshalb es auf der Rückseite des Turms aus der Ecke kriecht, wo früher der Schlossgartenflügel ansetzte. Waren die 6 LEDs etwas Overkill, dessen Wirkung am Ende dem Aufwand auch nicht ganz gerecht wird? Vielleicht, aber ich kann bei Beleuchtung nur schwer widerstehen. Bauanleitung gibt es wie immer bei Rebrickable.