Eine Burg im Nebel

  • Ich möchte hier mal meinen Beitrag zu Brickscalibur vorstellen, aber vor allem etwas auf den Entstehungsprozess eingehen, da ich es eine ganz interessante Erfahrung fand. Dementsprechend muss ich auch wieder etwas ausholen. Generell war ich gegen Ende des Jahres thematisch etwas "ausgrebrannt". Obwohl Brickscalibur eigentlich einige nette Kategorien und ich auch einige grobe Ideen dazu hatte, war ich irgendwie bei nichts so richtig mit dem Herzen dabei, um tatsächlich mit dem Bauen anzufangen.

    Zumindest einen Beitrag wollte ich aber dann doch machen und ich erinnerte mich, dass ich mal was mit dieser komischen Bionicle Baseplate bauen wollte, seit ich diese zum Summer Joust in Ted Andes großartiger Eremitenfigur entdeckt hatte (tatsächlich hatte rolli sie aber auch schon bei den Rogue Olympics vor 2 Jahren verbaut). Also halt irgend 'ne Burg auf das Ding bauen. Des weiteren hatte ich über Weihnachten die Idee, selbstgemachte Nebeleffekte aus Zigarrenrauch zu verwenden. Nach diversen anderen Ideen wurde es dann schließlich eine mehr oder minder osteuropäisch inspirierte Burg (rote Dächer, runde Türme, viel Holz,...), die über einem nebligen Wald thronen sollte, dazu noch etwas Licht aus dem Tor und dem Hof leuchten. Ich hatte auch einiges an grünen Blumenstängeln für klassische Micro-Nadelbäume, aber glücklicherweise habe ich Montag noch ein paar an der PaB-Wand mitgenommen und konnte so zumindest die Bars alle aufbrauchen, denn die insgesamt genau 100 Bäume sind dann doch weniger als man denkt. =O

    Nun zum Problem der Fotografie. Zum einen wollte ich alles draußen erledigen, weil ich eigentlich nicht in der Wohnung rauche. Auch wusste ich nicht so recht, was ich mit dem Hintergrund machen will, da ich diesen durch den Rauch nicht wirklich freistellen kann und quasi alles im Foto passieren muss, ich aber Angst hatte, dass der rechte Bereich dann doch ziemlich leer und eintönig sein könnte. Aber die Idee, den echten Himmel (evtl. mit Sonnenuntergang) als Hintergrund zu verwenden, scheiterte wieder daran, dass mein Balkon einfach zu niedrig ist, um über die Stadt hinweg schauen zu können, selbst bei dem etwas nach oben gerichteten Blickwinkel. Also doch ein monotoner Hintergrund, glücklicherweise hatte ich mir am Freitag vorsichtshalber noch einen dunkelblauen Papphintergrund gekauft. Es stellte sich aber heraus, dass es viel zu windig war, um irgendetwas sinnvolles mit dem Rauch zu erreichen. Ich hab's dann doch etwas weiter nach innen verlegt, aber selbst da war es bei geöffneter Balkontür noch schwierig, das ganze einigermaßen zu steuern. Ich wollte gern, dass der Nebel hauptsächlich unten durch den Wald kriecht, aber auch diese Vorstellung hat sich dann geändert. Am Ende habe ich insgesamt über 200 Fotos gemacht, auch mit unterschiedlichen Tageslicht/Beleuchtungs-Situationen.

    Was aber extrem geholfen hat, ich aber erst im Nachhinein realisierte, war die Idee, einfach mehrere Aufnahmen zu kombinieren. Durch das Stativ waren eigentlich die meisten Fotos bis auf den Rauch und kleinere Beleuchtungsabweichungen nahezu deckungsgleich. Das hat dann doch vieles vereinfacht und ließ eine recht freie Gestaltung des Nebels zu. Das ganze ist dann aus insgesamt 4 Fotos zusammengesetzt. Zunächst als Basis ein Bild, wo die gesamte Burg scharf zu sehen ist und nur im hinteren Bereich Nebel, der auch schön das Licht des Teelichts einfängt, welches sich hinter dem Berg befindet (und wohl die untergehende Sonne darstellen könnte). Darauf dann ein Bild, welches die rechte Seite etwas mit Leben füllt und auch anfängt, die Burg etwas zu entsättigen. Dann ein weiteres, um die linke obere Ecke zu füllen und den linken Teil der Burg ebenfalls zu entsättigen/vernebeln. Zu guter letzt dann noch ein sehr nebliges Bild, das nur den Wald in Nebel hüllt.

    Auf dem finalen Bild habe ich dann schließlich über die Farbkurven den Rotkanal im oberen Bereich noch etwas nach unten gezogen. Das hat zum einen dafür gesorgt, dass die Dächer nicht mehr ganz so knallen und zum anderen generell etwas den rötlichen Schimmer aus dem Nebel genommen, für eine etwas nächtlichere Atmosphäre.

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    Am Ende bin ich mit dem Ergebnis ganz zufrieden, auch wenn man sicher noch stundenlang mit den 200 Fotos und/oder ausgefalleneren Ebenenkombinationen herumspielen könnte. Hab ich es mit dem Nebel etwas übetrieben? Vielleicht, aber es sollte schon alles recht neblig sein. Hätte man das auch alles einfacher machen können, etwa mit Fotobearbeitung? Wahrscheinlich, aber es war eine interessante, wenn auch mal wieder stressige und chaotische, Erfahrung, es mit "praktischen Effekten" zu realisieren. Es ist etwas schade, dass nichts aus all den anderen groben Ideen geworden ist, die ich noch für Brickscalibur gehabt hätte, vor allem hätte ich wirklich gerne was für die digitale Kategorie gemacht. Aber ich bin froh, zumindest einen Beitrag einreichen zu können und mehr muss ja auch nicht sein.

  • Hast Du mal versucht, so einen Luftbefeuchter als Nebelmaschine zu verwenden? Ich denke, das ist für Steine und Menschen gesünder ^^

    Ausserdem sollte sich damit der Nebel zielgerichteter steuern lassen.

    Ich will das auch mal ausprobieren, habe aber gerade kein geeignetes MOC dazu.

    VG

    Michael

    P.S. Ich hatte mir eigentlich auch vorgenommen, beim Brickscalibur dieses Jahr mal mitzumachen. Hatte auch 2-3 Ideen. Konnte mich aber letztlich nicht aufraffen, konsequent daran zu arbeiten, da ich noch zwei/drei andere Ideen unbedingt umsetzten wollte.

    Aber in 2023 wird's ja vielleicht mal was.

  • Oha, ganz spannendes Thema! Ich habe mich mal eine Zeit lang mit LEGO-Fotografie auseinandergesetzt und kann mich auch noch an das eine oder andere Experiment mit Rauch erinnern. Da wäre zum Beispiel eines meiner absoluten Lieblingsbilder:

    ... spontan geknipst mit einem Mando, als wir im Garten ein Lagerfeuer gemacht haben. Der Hintergrund ist ein Blumenbeet, der Rauch war von einem glühenden Stock. Aber Felix-the-Builder hat schon recht... eigentlich sollte man wahrscheinlich diese Ultraschallteile für Terrarien benutzen, die so feinen Wasserdampf erzeugen. Für die Steine ist es wahrscheinlich besser... Oder man macht das ganze gleich digital, klar.

    Spannend fand ich aber auch zu sehen, wie du die Bilder am Ende vermischt hast. Sehr cool! Was mich nur am Resultat etwas stört, ist das fehlende Rauschen - hast du mit dem Handy fotografiert, hast du das nachträglich entfernt oder wo ist es geblieben?

    LG Justus

    PS: Die Burg ist natürlich auch sehr hübsch geworden :thumbup:

  • Vielen Dank euch beiden.

    Hast Du mal versucht, so einen Luftbefeuchter als Nebelmaschine zu verwenden? Ich denke, das ist für Steine und Menschen gesünder ^^

    Ausserdem sollte sich damit der Nebel zielgerichteter steuern lassen.

    Ich will das auch mal ausprobieren, habe aber gerade kein geeignetes MOC dazu.

    Ja, wenn man das ernsthaft betreiben möchte, ist sowas wahrscheinlich besser, obwohl man mit einem Luftbefeuchter vielleicht noch mehr mit Gegenlicht arbeiten muss. Aber gibt ja auch MOCer, die Nebelmaschinen verwenden. Bei mir stand aber zugegebenermaßen primär die Schnapsidee im Vordergrund, irgendwie Rauch einzusetzen als weniger das Ziel, guten Nebel zu fotografieren. ^^ Aber nach einer kleinen Wäsche im Spülbecken stört das auch die Steine nicht wirklich. :saint:

    Spannend fand ich aber auch zu sehen, wie du die Bilder am Ende vermischt hast. Sehr cool! Was mich nur am Resultat etwas stört, ist das fehlende Rauschen - hast du mit dem Handy fotografiert, hast du das nachträglich entfernt oder wo ist es geblieben?

    Ich fotografiere generell mit dem Telefon, da ich keinen dedizierten Fotoapparat besitze. Ich bin auch zugegebenermaßen nicht sehr bewandert in Fotografie, weshalb ich nicht weiß, welches Rauschen du genau meinst. Meinst du, dass der Rauch zu homogen ist? Das könnte zum einen tatsächlich am schlechteren Fotoequipment liegen, aber vielleicht auch daran, dass ihn mein Atem wohl generell etwas homogenisiert, im Vergleich zu einem natürlichen Ausbreiten. Aber ich denke, wenn man versucht einfach eine Zigarre von sich aus qualmen zu lassen, dann kommt da wenig bis gar nichts an, da müsste man dann wohl schon ein kleines Feuerchen machen. =O

    Die Technik ist sicher noch ausbaufähig. :D

  • Ich meine das Rauschen, das natürlicherweise beim Fotografieren entsteht - auf dem Rauch und auf den Steinen. Das wird allerdings von den meisten Handyfoto-Apps direkt "unterdrückt", sprich: Handyfotos werden immer automatisch entrauscht. Um das mal zu veranschaulichen:

    Links ein Bild, das ich bei schlechten Lichtverhältnissen mit meiner M8 aufgenommen habe. In der Mitte hat Lightroom das Farbrauschen entfernt, rechts auch das "Helligkeits"-Rauschen. Letzteres ist auch mit deinem Bild passiert - Oberflächen und feine Texturen wirken wie verschwommen, da der Filter sie nicht vom zufälligen Rauschen unterscheiden kann. Das kann beim LEGO-Fotografieren manchmal sogar nützlich sein... bestes Beispiel sind Elis HdR-Vignetten.

    Hat man allerdings ein Medium mit Textur, wie Rauch, im Bild, wirkt zu starkes Entrauschen manchmal unnatürlich - so wie im rechten Beispiel das Holz. Von daher wäre mein Tipp, dass du dich mal nach Raw-Fotoapps umsiehst. Das gibt es, soweit ich weiß - möglicherweise wird man da nicht von einem Autofilter bevormundet.

    Ich hoffe das hilft dir weiter!?

    LG Justus

  • Danke, ich verstehe jetzt, was du generell meinst, muss aber zugeben, dass mir auch in deinem Beispiel das rechte unverrauschte Bild doch noch lieber wäre. Es ist sicher beides problematisch, aber das Rauschen irritiert schon sehr. Bei dunkleren Aufnahmen muss ich einfach generell damit leben, dass alles etwas unschärfer ist, aber ein zu starkes Rauschen wäre mir wohl noch unangenehmer (und auch das tritt auf, es wird nicht alles komplett weggefiltert).

    Nur würde ich auch nicht sagen, dass das Bild übermäßig unscharf ist, für die Verhältnisse an die ich gewöhnt bin. Einiges davon ist auch in gewissem Maße durch den Rauch/Nebel so gewollt und vielleicht verschlimmert dieser auch die als störend wahrgenommene Unschärfe. Da fehlt mir zugegebenermaßen das Auge dazu, um das Rauschen besser ein- bzw. wertschätzen zu können und vielleicht ist Rauch auch eine Situation, wo es mehr Sinn machen würde.

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