Als Kind der 90er war für mich immer das Black Knight’s Castle (6086) von ‘92 der Inbegriff einer LEGO-Burg. Das Set hatte einfach alles was dazu gehört und kam durch die 3D-Baseplate auch ziemlich wuchtig daher. Ein großes Tor mit funktionierender Zugbrücke und Fallgitter, zwei Türme und ein Haus mitsamt Hintereingang, das mit seinem klassischen gelben Fachwerk und dem roten Dach ein echter Hingucker war. Dazu noch Features wie der Brunnen, die Klappe zum Kerker und ein Gespenst, die das ganze abrunden. So stelle ich mir tatsächlich nach wie vor eine stereotype Burg vor und ich hab das Set als Kind über die Jahre immer wieder gern gebaut, auch wenn mir beim ersten Mal noch mein Vater dabei geholfen hat.
Zeitsprung in die neuen 20er und noch vor dem 400€-Jubiläums-Set erscheint analog zum Piratenschiff und Space Rover in der Creator 3-in-1-Serie auch eine Burg, und zwar eine recht schöne, wie ich finde. Es ist bautechnisch natürlich “nur” ein 3-in-1-Set, aber für 100€ eigentlich ein wunderbares Spielset, das im Rahmen seiner Möglichkeiten auch echt was her macht. Nun habe ich mir gedacht, wie sähe wohl die 30 Jahre alte Burglegende im neuen Creator-Stil aus? Und das Ergebnis dieses Experiments spannt nicht nur einen netten Bogen über 30 Jahre LEGO Castle, sondern gibt auch einen passenden Jahres-Challenge-Beitrag ab.
Bautechnisch ist das ganze naturgemäß jetzt kein Feuerwerk an NPU-Eskapaden, sondern kommt recht einfach daher. Aber das Ziel war eben ein Spielset, das die 3-in-1-Bauweise so genau wie möglich auf die Architektur der 6086 überträgt, was durch die regelmäßigen 6-hohen Etagen beider Sets eigentlich recht locker von der Hand ging. Trotzdem habe ich es mir aber nicht nehmen lassen, den Stil der Creator-Burg an der einen oder anderen Stelle etwas zu verfeinern, besonders im Bereich der Dächer und Zinnen, aber auch für eine generell rundere Komposition. Es ist auch explizit kein Alternativmodell und man braucht schon noch einiges an Steinen zusätzlich. Dennoch habe ich auch geschaut, möglichst viele Teile aus dem Creator-Set zu verwenden, sodass dieses trotzdem ein guter Teilespender dafür ist und etwa die Hälfte der Teile mitbringt. Auch ist es hilfreich, die alte Burg zu besitzen, sei es auch nur für die Baseplate und den Geist.
Ich wollte natürlich nicht nur die architektonischen, sondern auch die spielerischen Features der alten Burg beibehalten, aber auch die der neuen integrieren. Viele der Möbel und Ausstattungen habe ich direkt aus der 3-in-1-Burg übernommen, was auch bei der Wiederverwendung der Teile hilft. Einzig der Schmied muss bei mir etwas härter arbeiten als in der Creator-Burg. Zum Skelett im Bodenkerker (an dem Wolfpack-Mitglied hat die Zeit doch ganz schön genagt ) gesellt sich jetzt noch das alte Gespenst im Turmkerker, natürlich mit der Ausbruchsfunktion des Creator-Sets. Die Zugbrücke ist bei mir wie beim Original über ein Seil statt einer Kette gelöst, was aber den Vorteil hat, dass die automatische Abrollfunktion über das Lösen des Arretierungshebels deutlich flüssiger läuft als beim 3-in-1-Set. Auch habe ich dieselbe Kurbel- und Schnellfallfunktion auf das damals noch händisch gezogene Fallgitter übertragen, sodass die neue Variante zwei symmetrische Kurbelfunktionen hat. Für das Fallgitter habe ich allerdings nicht das Gitter aus dem alten Set genutzt, sondern ein neueres, einfach weil es etwas schöner aussieht und optisch besser zur ebenfalls Pearl Dark Grey Kerkertür passt. Aber gerade für Besitzer der alten Burg wäre deren Fallgitter sicher die ökonomischere Option und passt genauso gut rein.
Was Bevölkerung und Waffenausstattung angeht, ist das Creator-Set leider etwas mau und ich hatte selbst auch nur zwei alte Falken-Torsos, aber dafür gibt’s ja BrickLink. Die Falkenritter-Pferdedecke aus der Jubiläumsburg und die Falkenritter-Flagge aus den 80ern habe ich dann aber doch lieber weggelassen. Ich hätte ja gerne noch die neue CMF-Falknerin auf einen der Türme gestellt, aber es muss halt noch zur Jahres-Challenge raus. Dafür zollt das, weder im Original noch bei Creator vorhandene, Burgfräulein ihrem schönen roten Haar Tribut.
Eine Anleitung auf Rebrickable darf bei dem Thema natürlich nicht fehlen. Wie gesagt, lohnt sich der Besitz der 3-in-1-Burg als Ausgangspunkt für die insgesamt 1800 Teile. Der Rest ist dann bis auf die Grundplatte der alten Burg auch kein großes Problem. Nur die dunkelgrauen 2x5-Schienenbricks für das Fallgitter sind recht selten. Die hellgrauen sind als Alternative okay, sehen aber nicht ganz so schön aus. Oder man nimmt direkt die alten 2x2x6er aus dem Originalset und lebt wie damals mit den Löchern in der Außenwand.