Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte die Gruppe endlich das ersehnte Ufer. Keiner der Mitreisenden hatte je mehr Kontakt mit Schiffen oder dem Aufenthalt auf dem Wasser gehabt als das einfache Übersetzen oder kurze Reisen auf Flüssen und Tümpeln.
Entsprechend war unter ihnen auch niemand, der sich besonders mit Navigation oder – in diesem Moment von allerhöchster Relevanz – dem Anlanden an einem Ufer auskannte. Ohnehin grenzte es an ein Wunder, dass die zusammengerottete Gemeinschaft ohne größere Zwischenfälle und überraschend präzise ihr Ziel erreicht hatte. Die Navigation des Schiffs hatten Borgakh und Urzoth u'Zul allein übernommen und manövrierten dabei zumeist hinter verschlossenen Türen. Der Schamane konnte das Schiff zwar auf Kurs halten, doch auch er konnte nicht verhindern, dass das ohnehin schon in die Jahre gekommene Schiff auf der Reise weiterem Verschleiß ausgesetzt war. Und das missglückte Anlegemanöver gab dem Seelenverkäufer nun den Rest. Traurig war darüber von den Anwesenden allerdings keiner. Das letzte, was die Gemeinschaft jetzt wollte, war wieder die Segel zu setzen und erneut in See zu stechen.
Endlich wieder festen Boden unter den Füßen, fand der junge Clan hier einen schmalen Strandabschnitt, einige Felsen und einen ufernahen Waldrand. Zu ihrer aller Freude wuchsen hier neben einigen unbekannten Pflanzen auch einfache Nadelbäume, mit denen umzugehen sie durchaus gewohnt waren.
Ein Stück weiter im Norden hatten sie auf der Suche nach einem geeigneten Anlegeplatz bereits die Überreste einer verlassenen Siedlung ausgemacht - nicht mehr als einige Ruinen und zerfallene Hütten, offensichtlich nichts, was ihnen jetzt von Nutzen wäre. So zogen sie es vor, sich an Ort und Stelle einzurichten und eine Inaugenscheinnahme der Siedlungsreste erst später im Zuge einer Erkundung der Insel vorzunehmen.
Da für Orks gemeinhin Ästhetik eine untergeordnete Rolle spielt und der praktische Nutzen im Vordergrund steht, beschloss Borgakh kurzum, die Reste des Schiffs zu verwenden, um aus ihnen die erste Hütte zu errichten. Groß genug, um die Gruppe fürs erste zu beherbergen, würde sie schon werden. Und fehlendes Material konnte schnell durch die angrenzenden Nadelbäume beschafft werden.
Borgakh und Urzoth u'Zul hatten das
Schiff nicht wahllos zu den Nebelinseln gesteuert. Die bereits
fortgeschrittene Besiedelung der Inseln und die Aufgabe einiger
dieser Siedlungen ermöglichten es Borgakh, eine Insel auszusuchen,
die er für besonders geeignet hielt. Natürlich hatte er wenig
Kenntnis über Vegetation oder Fauna der Inseln, konnte aber schon im
Vorwege mehr über die Bodenschätze in Erfahrung bringen, die auf
den Inseln bereits gefunden wurden. Neben ausreichend Holz empfand er
insbesondere Eisen als wichtig. Er hatte seine Gefolgschaft nicht
hierher geführt, um mit ihnen reich zu werden. Edelsteine oder
Metalle, aus denen man mit ausreichend handwerklichem Geschick feine
Gegenstände und Schmuck herstellen könnte, waren ihm nicht wichtig.
Gemeinhin sind Orks mehr fürs Grobe zu begeistern, haben hier aber
beachtliche Fähigkeiten. So beherrschen sie die Schmiedekunst
beinahe so vortrefflich wie es sonst nur von Zwergen bekannt
ist.
Eine Gruppe Menschen, die sich selbst „Der Orden der
Falken“ nannte, hatte die angesteuerte Insel wohl vor geraumer Zeit
auf den Namen „Silberinsel“ getauft. Nachdem Urzoth u'Zul darauf
hinwies, dass eine Änderung des Namens großes Unglück nach sich
ziehen könne, und Borgakh außerdem zu der Überzeugung kam, es
könnte als ein Zeichen des guten Willens von ihm betrachtet werden,
wenn er den traditionell menschlichen Namen der Insel nicht abändere,
beschloss der Clanchef, den Namen „Silberinsel“ beizubehalten.
Die Entscheidung wurde zwar von der gesamten Gemeinschaft
mitgetragen, dennoch dauerte es nicht lange, bis die weniger
diplomatischen Angehörigen der Siedlergruppe den Namen „Silberinsel“
in Bugdurash, eine traditionelle Sprache der Orks, wie sie in einer
Vielzahl von Abwandlungen insbesondere von den Orks des Ostens
gesprochen wird, übersetzten und von nun an diesen neuen Namen
verwandten, wenn sie unter sich waren. Hinderlich war allein, dass es
in Bugdurash kein Wort für Insel gab – kein Ork hatte bisher
Interesse gehabt, über diese zu sprechen. Also machten sie aus dem
Namen „Silberinsel“ kurzum Tuolp'uroth, was direkt übersetzt
soviel wie Silberberg bedeutete. Offiziell blieb der Name dennoch
„Silberinsel“.
Die Siedlung selbst, so entschied es Borgakh, sollte aber einen neuen Namen bekommen. Nicht zuletzt, da sie nicht an gleicher Stelle lag wie die verlassene Siedlung des Ordens der Falken. Einen Namen hatte sich Borgakh während der Überfahrt überlegt. Ganz für ihn unüblich, hatte er sich dazu nicht mit seiner Gefolgschaft abgestimmt. Diesmal hatte niemand ein Mitspracherecht.
Er benannte die Siedlung nach seinem Vater, einem Clanchef von einer Größe, die er überzeugt war, selbst nie zu erreichen. Sein Vater war es, der ihm eben die Werte beibrachte, die er heute vertrat. Borgakh war sich sicher, sein Vater hätte seine Entscheidung, einen Neuanfang auf den Nebelinseln zu wagen, für die richtige gehalten. Und so taufte er die Siedlung Orbul'Varguk.
Orc Hut by Versteinert, auf Flickr
Orc Hut by Versteinert, auf Flickr
Tatsächlich habe ich dieses Moc schon Anfang des Jahres gebaut, musste dann aber auf ein paar Teile für den Figbarf warten und habe anschließend das Schreiben der Geschichte vor mir her geschoben. Wer meine bisherigen Bauwerke kennt, weiß, dass ich nicht so der Natur-Mocer bin (obwohl ich gerade diese Mocs besonders faszinierend finde) und insbesondere in der Vergangenheit äußerst wenig natürliche Grundplatten gebaut habe. So war diese auch eine riesige Herausforderung für mich. Leider bin ich daher an die Grundplatte und später auch an die Gestaltung der Oberfläche sehr ziellos und ohne ausreichendes Konzept herangegangen. Ich wusste zwar in etwa, was ich erreichen wollte, hab den Weg dahin während des Baus aber mehrmals geändert. Das führte einerseits zu einem enorm komplizierten Aufbau der Grundplatte und andererseits – und das ist viel schlimmer – zu einem am Ende völlig veränderten Winkel der Draufsicht. Im Ursprung hatte ich nicht vorgesehen, von der vorderen rechten Ecke auf das Moc blicken zu müssen, sondern hatte mir vorgestellt, gerade über den Strand zu fotografieren. So musste ich, als alles fertig war, die Grundplatte an der kompletten Seite noch nachgestalten. Eigentlich hätte ich große Teile der Platte komplett neu machen müssen, einen fließenden Übergang zur Seite schaffen und einen Abschluss an der Seite im Stil des Strands bauen müssen. Dafür war mir die bisherige Grundplatte in ihrer Komplexität allerdings schlicht zu arbeitsintensiv gewesen
Mit mehr Erfahrung in Bezug auf Grundplatten wäre ich vielleicht gleich drüber gestolpert, dass ich mindestens zwei Seiten der Platte sauber ausgestalte...
Das Moc ist übrigens bis auf wenige Kleinigkeiten komplett fest verbaut und würde ich es wenden würde fast nichts runterfallen. Gewagt habe ich ein Beweisbild trotzdem nicht, da ich von der Gesamtstabilität des Bauwerks nicht überzeugt war
Nach Absprache mit dbodky und Vaionaut reiche ich auch dieses Moc parallel als Beitrag für die Jahreschallenge ein. Der Aufbau des Mocs ist sicher deutlich zu komplex für ein LEGO Set, aber dafür sind wir hier ja bei Neuinterpretationen. Auf jeden Fall würde ich mich über eine Neuauflage der Fantasy Era freuen und fand schon damals die Optik der Orks deutlich zu einseitig und stumpf. Ein ziviles Gebäude wie eine Fischerhütte und ein paar friedliche Orks hätten dem Thema gut getan und würden es auch heute noch tun.