Manchmal kommt es ganz anders, als man es erwartet. Das 75314 Bad Batch Attack Shuttle löste zur Vorstellung in mir keinerlei Kaufimpuls aus und ich war mir sicher, dass es nicht auf meinem Bautisch (sowas habe ich seit kurzem!) landen würde. Doch mir kam die Ehre zuteil, das Set vor Release einem Review zu unterziehen. Welch schöne Fügung!
Zunächst gilt es zu erwähnen, dass ich mich eigentlich nie für Star Wars erwärmen konnte und mich so gut wie gar nicht mit den dazugehörigen Ergüssen von Lego befasst habe. In Fakten ausgedrückt:
- Ich habe bisher nur Episode I vollständig gesehen und habe praktisch alles vergessen.
- Ich besitze ganze 3 Lego-Sets aus dem Star Wars-Universum:
- 75019 AT-TE [2013]
- 75060 UCS Slave I [2015]
- 75050 B-Wing [2014]
Die besagten Sets habe ich nur gekauft, weil ich die Designs fantastisch fand – sowohl von den Vorlagen als auch von Lego’s Interpretationen. Viele andere Sets wie den 75059 Sandcrawler, das 10236 Ewok Village und den 75192 Millennium Falcon fand ich ebenso grandios, konnte und wollte sie mir aber nie leisten. Der Bezug zu den Filmen war mir leider auch nie wichtig. Eigentlich ist das Grund zur Freude! Würden zu all den Veröffentlichungen, die mich jedes Jahr begeistern, nun noch die Star Wars-Sets hinzukommen, würde meine bessere Hälfte wohl endgültig das Plastik (und am Ende auch den Autor) aus dem Fenster befördern. So bleiben wir alle mental halbwegs stabil, wenn der Papa am Tag mal ‘ne halbe Stunde für seine Familie übrig hat.
Was war denn so verkehrt am Attack Shuttle? Da war zu allererst einmal der Preis. Der stört mich aber eigentlich bei jedem Star Wars-Set, weshalb ich sie in der Regel meide. Mir gefiel darüber hinaus die schnabelförmige Frontpartie des Shuttles nicht recht. Auch die Farbkombination missfiel mir. Und zu guter Letzt machte mich einer der Kommentare auf StoneWars.de auch noch darauf aufmerksam, dass die Dachflosse (der zentrale, senkrecht stehende Flügel auf dem Dach des Shuttles) asymmetrisch gebaut ist – also nur einseitig genoppt ist. Da war sie ehrlich gesagt gänzlich verpufft, meine Kauflust. Ob ich das nach dem Review noch genauso sehe, lest ihr am Ende des Beitrags.
Zum einen werde ich sicherlich Fans des Franchise enttäuschen („Schickt ihn vom Platz!“), Anspielungen nicht verstehen und vielleicht sogar das ein oder andere Fettnäpfchen mitnehmen. Zum anderen bin ich recht unvoreingenommen und versuche mir das Set ohne Star Wars-Brille (und –Kenntnis…) genauer anzusehen. Ob ihr meine Einschätzungen teilt oder nicht, dürft ihr selbst entscheiden und mir meine schwer ertragbare Ahnungslosigkeit in den Kommentaren um die Ohren hauen.
Zur Einordnung des Sets in das Star Wars-Universum habe ich kurz versucht zu recherchieren. Soweit ich es herausfinden konnte, handelt es sich um ein Angriffsschiff der Clone Force 99, welches in der 3D-Animationsserie Star Wars: The Clone Wars Undercover-Missionen bestreitet. Die Serie ordnet sich zeitlich zwischen Star Wars: Episode II und Star Wars: Episode III ein. Das Schiff taucht wohl in der Folge ‚Bad Batch‘ (scheinbar Staffel 7, Folge 1) auf. Mit allen weiteren Informationen, die darüber hinaus gingen, war ich gnadenlos überfordert und musste mein gesprengtes Hirn wieder einsammeln. Sorry, Leute, mehr kann ich euch zu dem Set einfach nicht sagen.
Doch nun stürzen wir uns in die Teilefluten!
Los geht’s, schnallt euch an – das wird eine lange Reise ins Sandblaue!
Noch spaciger wird der Aufbau in den eigenen vier Wänden übrigens nur mit dieser Musikempfehlung des Autors: The Moon EP und The Sun EP von Cambrian Explosion.
Eckdaten
Hier die harten Fakten des Sets:
- Abmessungen (je Höhe x Breite x Tiefe von der Vorderseite betrachtet):
- Karton: 374 x 350 x 68 mm
- Shuttle: 140 x 468 x 247 mm (Flügel waagerecht ausgebreitet)
- Crosshair’s Speeder: 46 x 49 x 200 mm
- Tech’s Speeder: 39 x 58 x 140 mm
- Gewicht gesamt: 1182g
- Box: 214g
- Anleitung: 231g
- Teilegewicht ca. 737g
- UVP: 99,99€
- Alter: 9+
- Teilezahl: 969 (10,32 ct/Teil)
- Zahl der Minifiguren: 5 ½ (ein Gonk Droid macht noch keine Minifigur!)
- Veröffentlichungstermin (Lego): 01.08.2021
Verpackung & Anleitung
Das 75314 Bad Batch Attack Shuttle kommt in einer zielgruppengerechten Verpackung, die das Shuttle und die zwei beiliegenden Speeder im Gefecht darstellt.
Wie gewohnt sind in der unteren, rechten Ecke die Minifiguren abgebildet: Hunter, Wrecker, Tech, Echo, Crosshair und… Gonk Droid. Ich vermute mal, dass ich den Droiden so betonen muss, als hätte ich Herzen als Augen. Aus Unwissenheit attestiere ich ihm aber zumindest eine gewisse Ulkigkeit, die dem Set auch etwas Humor einhaucht. Das gefällt mir persönlich immer sehr. Und ein bisschen Humor gehört auch immer zum Krieg der Sterne, oder?
Die Rückseite zeigt die zwei Hauptfeatures des Shuttles: Das gesamte Dach lässt sich nach oben an zwei Scharnieren öffnen – dazu später mehr. Außerdem können die Flügel von +90 bis -105° in 15°-Schritten angestellt werden.
Durch das Öffnen des Daches gelangt man an ein kleines Versteck bzw. eine herausnehmbare Kiste für Waffen im Innenraum des Shuttles. Dies ist ein Feature, das ich als Kind immer sehr geschätzt habe. Schätze, Scharniere, Shooter – es ist alles vorhanden, was das kindliche Martinherz hat höher schlagen lassen!
Neue Teile
Ich mag keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, da ich erst seit Kurzem mehr oder weniger genau auf Teilelisten sehe. Außerdem steht auf Bricklink, meiner üblichen Quelle für Teilelisten, natürlich noch kein Inventar für das Set zur Verfügung. Daher konnte ich nur die Stückliste der Anleitung nach verdächtigen Teilen durchsuchen und habe folgende neuen Teile entdeckt – allesamt keine neuen Molds, aber neu in ihren Farben:
- 1x 45705 Sand Blue Windscreen 10 x 6 x 2 Curved mit 75314 Print
- 9x 4865b Sand Blue Panel 1 x 2 x 1 with Rounded Corners
- 18x 98585 Sand Blue Technic, Axle Connector Block Round with 2 Pin Holes and 3 Axle Holes (Hero Factory Weapon Barrel)
- 2x 54383 Sand Blue Wedge, Plate 6 x 3 Right
- 4x 54384 Sand Blue Wedge, Plate 6 x 3 Left
- 1x 3070b Light Bluish Gray Tile 1 x 1 with Groove mit Jetpack Print
Auffällig ist zudem, dass die sehr vielen Wedge Plates zwar oft in ihren Rechts- und Linksausführungen auftauchen, allerdings selten in gleicher Stückzahl. So hat man am Ende viele unvollständige Flügelpaare, was mich beim kreativen Arbeiten immer ein wenig beunruhigt.
Aufbau
Im Karton befinden sich neben den Bauteilen eine 203-seitige Anleitung und ein Sticker-Sheet (muss ich den unbedingt anbringen?) mit 12 Stickern.
Bauabschnitt 1 kreiert zunächst die zwei Speeder und 2 ½ Minifiguren (Hunter und Wrecker …ach, und dieser Droide). In Bauabschnitt 2 bis 7 entstehen das Shuttle und die drei übrigen Minifiguren.
Der Aufbau gestaltet sich der Zielgruppe angemessen nicht allzu kompliziert. Es kommen daher keine besonderen Bautechniken wie in Architecture- oder Ideas-Sets zum Einsatz. Erwähnenswert empfindet der Autor die vielen kleinen Teile. Diese kann man begrüßen, da sie bei eigenen Kreationen immer eine Bereicherung zur Darstellung von Details sind. Andererseits bekam man besonders beim AT-TE gefühlt etwas mehr Masse für sein Geld.
Auffällig war leider, dass Lego die Farbabweichungen, die besonders beim Lamborghini Sian aufgefallen waren, auch hier noch nicht im Griff hat.
Bei genauem Hinsehen fällt neben dem fehlenden fotografischen Geschick auch die Farbabweichung der linken 2x2 Wedge Plate auf. Der Autor kann angesichts abnehmender Sehfähigkeiten darüber hinwegsehen.
Nun beginnt der Bau des Shuttles und ich stelle langsam fest, dass es verflixt schwierig ist, ein ansprechendes Foto von Legotüten zu schießen.
In Bauabschnitt 2 entsteht zunächst die Front mit dem innenliegenden Cockpit.
Schön gelöst finde ich die Neigung der Spitze mittels Hinge Brick. Die Spitze wird einfach heruntergedrückt, jedoch nicht arretiert, sodass man sie versehentlich wieder hochklappen wird. Des Weiteren werden die Seiten der Front gesnotet. Das Cockpit bietet Platz für zwei Piloten.
In Bauabschnitt 3 wird der Rumpf des Shuttles modelliert. Dabei finde ich besonders die Einstellung des Winkels der 1x2 Brick Modifieds with Flutes (Nutenstein, siehe rote Markierung im Bild) geschickt gelöst, die sich später nahtlos an die Verkleidung anschmiegen werden.
Es entsteht außerdem der Bauraum für die (nicht so) geheime Waffenkiste.
In Bauabschnitt 4 wird der rechte Flügel des Shuttles gebaut und endlich kommen die für mich spannendsten Teile des Sets zum Einsatz: die 98585 Technic Axle Connector Block Round with 2 Pin Holes and 3 Axle Holes (Hero Factory Weapon Barrel) je 2x in Light Bluish Gray und 18x in Sand Blue.
Ich bin gespannt, wie sich die in MOCs verbauen lassen.
Der Bau der Flügel ist in meinen Augen der herausforderndste Teil des Aufbaus, da diese häufig gedreht werden müssen und sich in meinem Kopf um 2 Uhr morgens langsam Knoten bilden, wenn ich versuche, der Anleitung zu folgen. Dennoch geht alles legotypisch recht leicht von der Hand.
Teil 2 folgt in einer Antwort.