Hallo Rogues,
Hier seht ihr nun meinen neuen (vergleichsweise simplen) Beitrag zu der ersten Siedlung. Los gehts:
Der Wert des Goldes
Gold kann man nicht essen. Wie sehr hatte dieser Satz sein Leben geprägt... Und doch schien Leopold Hausenbrauch ein übernatürliches Geschick zu haben, Geld in allen Variationen zu erwirtschaften und zu vermehren. Damit stand er in der langen Tradition seiner Familie, die jahrhundertelang Kaufleute und auch Berater einiger Fürsten gewesen waren. Auch wenn ihnen das schlußendlich zum Verhängnis geworden war...
Nachdenklich ging er zu einem Treffen mit Ottokar, mit dem er und Johann von Erling dringend über die Versorgungslage reden mussten. Gold und Silber hatten sie noch aus den Neun Reichen genug, neuerdings verfügten sie auch über Kupfer und Stein, dass es beides reichlich auf dieser Insel zu geben schien. Und doch... Gold und Silber und Kupfer und auch Steine konnte man nicht essen. Dieser Satz! Als die wütende Menge ihn rief, war es bereits zu spät gewesen für seinen Vater und seine restliche Familie.
Während er durch den Innenhof der Festung schlenderte, den die Wächter vor kurzem zu ihrem Sitz gemacht hatten, fielen ihm bereits die umfassenden Veränderungen auf. Die alten Räume und Unterkünfte wurden von Moos und den anderen Spuren der Zeit gereinigt, und aus altem und neuem Stein fügte sich ein mächtiges Bollwerk zusammen. Überall wurde gearbeitet, Fortschritt war überall zu erkennen.
Doch zwischen Fortschritt und Verfall standen stets nur wenige Mahlzeiten. In Krisenzeiten sind die einfachsten Nahrungsmittel wertvoller als Gold, nur Narren unterschätzten ihren Wert. Narren wie sein Vater... Er passierte zwei Wächter, die eine schwere Steinplatte mit vereinten Kräften auf eine der zahlreichen Baustellen schleppten. Sein Vater hatte einen großen Herzog mit reichen und fruchtbaren Ländereien davon überzeugt, einen Großteil seiner Ernte Händlern aus dem Westen zu verkaufen. Dann kam der Tod in die Neun Reiche und der Preis für Getreide stieg ins Unermessliche, die Leute verhungerten in großer Zahl.
Er würde sich sputen müssen, wenn er das Treffen noch rechtzeitig erreichen wollte. Mit hastigen Schritten eilte er nun Vorwärts. All diese Wächter und auch die Orks hingen von dem Ausgang dieses Gesprächs und von seinen Handlungen ab. Sie sollten nicht so enden wie die namenlosen Bauern, deren Tod sein Vater zu verantworten hatte. Und auch er wollte nicht so enden wie sein Vater... Schließlich erreichte er die Versammlung inmitten des Hofes.
Nach den üblichen Höflichkeitsfloskeln las Johann von Erling aus einer langen Liste vor, die von Getreidesäcken über Trockenfleisch und Hühnerfutter alles an irgendwie Essbarem enthielt, über das sie noch verfügten, sowie eine Forderung, was der exilierte König nach seiner Wiedereinsetzung zu liefern hatte. Sie waren auf diese Lieferungen angewiesen, auch wenn niemand das laut aussprechen würde.
Das Bild seines Vaters, nachdem er zusammen mit Herzog dem wütenden Mob in die Hände gefallen war, als der Hunger Überhand gewann und jegliche Herrschaft zusammenbrach, tauchte unwillkürlich vor seinem Auge auf. So würde es hier nicht enden, das schwor er sich in diesem Augenblick.
Es folgten weitere Floskeln und einige Proteste des Königs über die geforderte Menge, doch schlussendlich einigten sie sich. Nachdem die anderen Zwei ihre Runde verlassen hatten, forderte Ottokar Leopold auf, ihm in sein Quartier zu folgen. Unter vier Augen richtete sich Ottokar bedrohlich vor ihm auf und sprach zu ihm eindringlich: „Du weißt wie sehr wir diese Vorräte brauchen. Notfalls musst du sie mit Gewalt sicherstellen, solange wir die geforderte Menge irgendwie erhalten. Scheitern ist keine Option! Denk immer daran wem du deine Stellung verdankst und wo du herkommst!“
Ottokar kannte seine Geschichte, er hatte sie ihm beim Eintritt in die Wächter erzählen müssen. Dafür hatte Ottokar ihm auch geholfen, die Aufständischen der Gerechtigkeit zu übergeben. Er stand für immer in seiner Schuld. Er würde alles tun um diese Vorräte zu erlangen, wirklich alles. Denn Gold kann man nicht essen.
Als Rohstoff wähle ich übrigens Stein
Gruß Graf Max