Neun Reiche - Die Silberinsel (Story)

  • Prolog

    Teil 1

    Nilas der Welpe stand wie erstarrt im Privatgemach des Großmeisters Baramhardt vom Orden der Falken. Die Tür war einen Spalt geöffnet gewesen und als auf sein wiederholtes Klopfen keine Antwort kam, war er vorsichtig eingetreten. Die Neuigkeiten, die er zu berichten hatte, waren von großer Bedeutsamkeit und duldeten keinen Aufschub. Er war geradewegs vom Hafen heraufgerannt, direkt in das Hauptgebäude der Burg, in dem sich die Gemächer der Ritter und des Großmeisters befanden. Nicht einmal den Umweg über die Küche hatte er genommen, wo er sich um diese Zeit gerne mal etwas aus den Töpfen stibitze, in denen bereits das Essen für das Abendmahl vor sich hin köchelte, wenn auch die Suppe in letzter Zeit dünner, das Fleisch magerer und das Brot knapper wurde.

    Es waren eben harte Zeiten. Das spürten zuerst die Ärmsten unter den Stadtbewohnern, jene, die auch in besseren Tagen schon kaum etwas zu beißen und nur selten ein warmes Plätzchen hatten. Dann mussten auch bald die einfachen Bürger ihre Gürtel enger schnallen. Das Obst auf dem Markt wurden knapper, es gab keine Schweine mehr und nur noch wenige Hühner, die Milch wurde wässriger und es kamen von Woche zu Woche immer weniger Kaufleute zum Südtor herein um neue Waren zu bringen, bis irgendwann gar kein Nachschubkarren mehr die Stadt erreichte.

    Inzwischen gingen sogar oben auf der Burg die Vorräte langsam zur Neige, wenn auch noch genügend da war, um über den Winter zu kommen. Myrtha, der alte Küchendrache, sorgte schon dafür, dass alles wohl eingeteilt und sorgsam portioniert würde. Der Mittelwächter, die Mahlzeit für den Wachwechsel um Mitternacht, bestand schon nur noch aus Dörrobst und Trockenfisch, wo es früher eine warme Fleischsuppe und knackige Äpfel gab.

    Aber heute war plötzlich wieder reges Treiben auf dem Markt. Die Kunde von einer Seekarte machte die Runde, welche den Weg zu neuem, unverbrauchtem Land hoch im Norden weisen sollte. Jeder schien beschäftigt, sein letztes Hab und Gut zusammenzuraufen. Es wurde eingetauscht, was man benötigte und dafür hergegeben, was man gerade noch entbehren konnte. Überall gab es kleine Menschenaufläufe, dort, wo sich Mannschaften für die Schiffe zusammenfanden. Die begehrten Plätze gab es nicht nur gegen harte Goldmark, sondern viele bezahlten mit ihren Fähigkeiten – Zimmermänner, Steinmetze und Gerber wurden ebenso umworben wie Heilkundige, Spurensucher und Traumdeuter.

    Nilas hatten nichts von beidem – weder Gold, noch hatte er mit seinen 15 Sommern einen ordentlichen Beruf. Er war ein einfacher Knappe und er besaß sprichwörtlich Nichts, seit ihn seine Eltern im Alter von fünf Jahren beim Orden in den Dienst gegeben hatten. Er selbst würde also mit Gewissheit keinen Platz auf einem der Schiffe ergattern können , welche schon bald in eine verheißungsvolle Zukunft segeln wollten. Aber wenn er seinen Großmeister überzeugen könnte, dann bestünde vielleicht die Hoffnung auf einen Neuanfang. Baramhardt hatte sich in den letzten Tagen und Wochen oft über die Trübseligkeit auf der Burg beklagt. Die wenigen Ritter, die noch lebten, waren müde, und selbst wenn sie es nicht gewesen wären, was hätten Sie in dieser Zeit noch für Taten vollbringen können? Vom ehemaligen Glanz der Reiche ist nichts geblieben und so dösten sie auf der Burg vor sich hin und wussten nichts recht mit sich anzufangen.

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    Das Zimmer des Großmeisters war, im Gegensatz zu vielen anderen Räumen der Burg, recht wohnlich eingerichtet. Auf dem Boden lag der riesige schwarze Pelz eines Wargs. Glaubte man den Geschichten der Zimmermägde, haben der Großmeister Baramhardt und sechs seiner besten Ritter einen ganzen Tag und eine ganze Nacht mit dem Untier gerungen, ehe es schließlich tot zu Boden gebrochen ist.

    An der Wand neben der Tür stand ein kleiner Tisch, auf dem das Essen abgestellt wurde, welches der Großmeister sich oft auf sein Zimmer bringen ließ. Auch jetzt stand ein Teller mit einem Kanten Brot und ein Stück Hartkäse darauf, ein grüner, schrumpeliger Apfel lag daneben und ein zweiter darunter auf dem Boden. Neben dem Tisch befand sich das kleine Regal mit den Notizbüchern, in denen Baramhardt wöchentlich die Aktivitäten des Ordens notierte, wobei die Einträge in den letzten Wochen von Mal zu mal kürzer wurden, bis zum Schluss nur noch ein- oder zweizeilige Vermerke hineingeschrieben wurden, die aussagten, dass nichts besonderes geschehen sei.

    In der Ecke standen zwei riesige Ledersessel und eine gewaltige Truhe, dessen Inhalt Nilas nicht kannte und über die der Großmeister auch nie ein Wort verlor, selbst wenn man versuchte, das Gespräch darauf zu lenken.

    Auf der gegenüberliegenden Seite war ein wuchtiger Kamin in die Wand eingelassen, in dem die letzten Flammen eines behaglichen Feuers tanzten, bis nach dem Abendbrot noch einmal kräftig für die Nacht nachgelegt werden würde. Das Feuer tauchte die Wände in einen blassen, rötlich Schein, der durch die untergehende Sonne, welche gerade durch das kleine Fenster schien, noch verstärkt wurde.

    In der Mitte des Raums stand ein schwerer Eichentisch an dem der Großmeister jeden Sonntag seine Ritter zu versammeln pflegte um die kommende Woche zu besprechen. Zwölf breite Stühle standen um den Tisch herum und an der Stirnseite stand der hohe, samtbeschlagene Stuhl von Baramhardt vom Orden des Falken, auf dem der Großmeister auch jetzt gerade saß, aufrecht, mit geschwellter Brust, die Arme auf beide Lehnen aufgelegt und das riesige Schwert seitlich an den Stuhl angelehnt.

    Alles war genau so, wie es Nilas seit vielen Jahre kannte, wäre da nicht der Kopf des Großmeisters gewesen, der abgetrennt inmitten einer riesigen Blutlache direkt vor ihm auf dem Tisch lag.



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  • Hallo Rene,

    Klasse Geschichte!

    Bei deinem Moc finde ich die Wand völlig genial!

    Wie hast du die braunen Balken dort befestigt????

    Beim Fell wußte ich zuerst nicht was es ist, dann habe ich die Geschichte gelesen..... AHA ^^

    Ein sehr tolles Moc zum Einstand hast du uns hier hingestellt.

    Damit muss ich mich ja bei meinen Mocs richtig anstrengen!

    OjeOje.

    Lars, der gerade sehr Baufaul ist

  • Ich sehe schon, du hast Lust auf den "Wir bauen anders" Slogan, eine Wand aus Technik...äh..Liftarmen (?) bzw. müssten das ja glaube ich diese ovalen Teile mit den zwei Löchern für Achsen sein, welche in jedem SW - Kalender zig Mal verbaut sind. Sehr coole Idee. Besonders passend zu dem von dir gewählten Maßstab, der mir auch sehr gefällt. Ich bin gespannt auf mehr!

  • Ich sehe schon, du hast Lust auf den "Wir bauen anders" Slogan, eine Wand aus Technik...äh..Liftarmen (?) bzw. müssten das ja glaube ich diese ovalen Teile mit den zwei Löchern für Achsen sein, welche in jedem SW - Kalender zig Mal verbaut sind. Sehr coole Idee. Besonders passend zu dem von dir gewählten Maßstab, der mir auch sehr gefällt. Ich bin gespannt auf mehr!

    Das sind die ovalen Teile, ja, das andere ist jeweils Platte auf AZMEP. Den Maßstab werde ich leider nicht durchgängig beibehalten (können), nicht auszudenken, wenn ich 1:20 oder so die ersten Pflichtbauten erstellen müsste 8| Aber es freut mich natürlich, wenn es gefällt.

    LG,
    -Rene

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    Prolog


    Teil 2

    Johann der Schreiberling machte sich unverrichteter Dinge auf den Rückweg zur Abtei. Bereits am frühen Morgen war er aufgebrochen, um rechtzeitig am Markt zu sein, in der Hoffnung, dass es vielleicht doch noch etwas zu ergattern gab. Wenigstens einen halben Sack Mehl oder einen Schlauch wässrigen Weins. Aber nichts dergleichen wurde ihm angeboten, so wie er auch die Woche davor bereits mit leeren Händen zurückkehren musste und in der Woche vor jener ebenfalls.

    Die Sonne schickte ihr letzten Strahlen über das Land, aber er war zuversichtlich, rechtzeitig vor der Dunkelheit in der Abtei zu sein. Wenn er schon mit Nichts zurückkehrte, wollte er doch zumindest die Neuigkeiten über die Seekarte zum Abendmahl kundtun, über die in der Stadt der helle Aufruhr herrschte.

    Überall war eine Art Aufbruchstimmung zu spüren. Die Leute hasteten hin und her, einer der tumben Jungen vom Orden oben auf der Burg rannte ihn gar fast um. Die meisten verbrachten ihre Güter zum Hafen, um sie dort auf Schiffe zu verladen, die sie in die nördlichen Nebellande bringen sollten. Er wäre froh gewesen, wenn er einen kleinen Teil davon hätte erwerben können, allein an Gold mangelte es nicht, aber die Leute wollten es nicht, weil sie ihre Waren selbst dringender brauchten.

    Trotz dem der Himmel klar und die Sonnenstrahlen für diese Jahreszeit ungewöhnlich warm waren, sauste der Wind kräftig und mit der einsetzenden Dämmerung frischte er nochmals auf. Johann musste sich ein gutes Stück nach vorn lehnen, um sein Tempo halten zu können, der Wind fegte ihm ins Gesicht, so dass er die Kapuze weit über die Stirn zog.

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    Er dachte darüber nach, ob es vielleicht eine gute Idee wäre, ebenfalls auf einem der Schiffe anzuheuern, Männer wie er waren gesucht, denn er konnte schreiben und rechnen und wusste auch sonst allerlei Dinge, die er in den vergangenen Jahren in den Büchern der Bibliothek gelesen hatte. Und überhaupt: Die Bibliothek. Jahr für Jahr verbrachte er in der Abtei mit dem Kopieren von alten Schriften. Sollte das tatsächlich seine Bestimmung sein? Und wofür war es jetzt überhaupt noch Nütze? Das Reich zerfiel, die Landstriche verödeten und jeder würde sich auf den Weg nach Norden machen, der noch gesund und bei Verstand war.

    Johann grübelte darüber nach, bis er das Tor der Abtei erreichte und mit schnellen Schritten in den Speisesaal eilte.


    Sie zitterte noch am ganzen Körper, nicht auszudenken, was geschehen wäre, hätte der Junge sie hinter den schweren Sesseln entdeckt. Sie hatte sich soweit ins Dunkel des Zimmers geduckt, wie es irgendwie möglich war. Dabei hat Nadel, ihr Florett, welches sie von ihrer Mutter geerbt hatte, ihr einen leichten Schnitt in den Oberschenkel verpasst. Sie hoffte, dass sie nicht humpeln würde, denn das konnte sie in ihrer jetzigen Situation überhaupt nicht gebrauchen.

    Der Junge, der in das Zimmer getreten war als sie gerade im Begriff war das Weite zu suchen, stand kreidebleich da, bevor er nach Hilfe schrie. Ein Ritter des Ordens, der augenblicklich hereingestürmt kam, wurde fast noch bleicher, als er den abgetrennten Kopf des Großmeisters auf dem Tisch liegen sah. „Komm... Komm raus hier, Nilas“, stammelte er, packte den Jungen, zog ihn durch die Tür und verriegelte sie offensichtlich von außen, denn sie hörte es im Schloss zweimal knacken.

    Die Sonne ging jetzt gänzlich unter und es wurde finster. Mit einigem Zögern wagte Sie sich aus ihrem Versteck hervor. Sie musste schnell hier fort, denn es würde nicht lange dauern, bis wieder jemand in das Zimmer kam. Vorsichtig drückte sie die Klinke. Die Tür war verschlossen, wie sie es vermutet hatte. Hastig schaute sie sich im Zimmer um. Ihr Blick wanderte vom Fenster zu dem Laken, welches auf dem Bett des Großmeisters lag. So schnell sie konnte, riss sie den Stoff in lange Streifen und mit jedem Zug kam es ihr vor, als würde sie damit einen Höllenlärm veranstalten. Sie band das eine Ende um den Mittelpfosten des Fensters, warf den Rest hinaus und in die Tiefe und gerade als sich das Schloss in der Tür zu drehen begann, schwang sie sich behende am Seil hinab und verschwand in den Schatten des inneren Zwingers...

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