Die Konstruktion brach mit einem ohrenbetäubenden Geräusch zusammen. Orks, die auf der hölzernen Plattform standen, stürzten in die Tiefe, hinein in ein Chaos von Balken und Brettern. Andere Orks am Boden rannten davon oder sprangen zur Seite, als meterlange Stämme in alle Richtungen davon rollten. Ein leises Stöhnen und Ächzen entwich aus dem hölzernen Berg.
Ihmad massierte seine Schläfen. Ein schweres Seufzen entstieg seiner Kehle. Kostbare Zeit war mit dem Aufbau verloren gegangen, die nun unweigerlich verloren war. Ein erneuter Aufbau würde sich in die Länge ziehen und seine Geduld und die der Orks nur strapazieren. Die Moral innerhalb der Truppe war auf einem neuen Tiefststand gefallen. Außer vereinzelten, kleineren Plünderungen hatte der Mensch seinen Kämpfern strengste Zurückhaltung befohlen. Die Expedition um Garusch und Eolasch war noch nicht zurückgekehrt und für größere Aktionen fehlten einfach weitere Kämpfer. Unbedachte Unternehmungen würde ihnen nur die Aufmerksamkeit von Leuten einbringen, die sie zurzeit tunlichst vermeiden sollten.
Als Ihmad schon den erneuten Wiederaufbau anordnen wollte, kam ein Späher namens Utlug angerannt. Auf den teigigen Wangen des Orks zeigten leichte rosa Rötungen dessen körperliche Anstrengung an. Er musste den ganzen Weg von seinem Patrouillengang bis zum Geheimversteck rennend zurückgelegt haben.
Schlitternd kam Utlug vor Ihmad zu stehen, sein pfeifender Atem ging schnell und er röchelte seine Entdeckung stockend hervor: „T..Transport…, aus däm… Südn, nach Nor…dän.“
Überrascht über diesen Bericht, hob Ihmads verwundert eine Augenbraue. Er fixierte Utlug mit den Augen, konnte aber keine Zweifel an dessen Bericht ausmachen. Die Reiche hatten in letzter Zeit von Transporten abgesehen, nachdem der letzte Goldtransport in die Hände der Mordbrenner gefallen war. Dieser Wagen würde die Gelegenheit bieten, die Orks zu motivieren und die Schatzkammer weiter zu füllen. Ein Rest von Unbehagen konnte Ihmad aber nicht vertreiben, als er einen Überfall des Transportes anordnete.
Die Karawane befand sich auf einer der Chausseen, die von dem Land Ithilien Richtung Norden führte. Da der Krieg der Reiche gegen das frühere Dragonia Schäden im Land angerichtet hatte, fielen die lockeren und brüchigen Steine der Chaussee den ithilischen Soldaten nicht auf. Marcel, Djegos Neffe, der als Geleitschutz die Karawane begleitete, störte sich nicht an der unebenen Straße. Der Gepäckträger gleich hinter ihm hatte mit seiner Last da schon eher am Weg zu kämpfen.
Die Menschen befanden sich längst in abgelegenen Gefilden und waren dementsprechend wachsam. Ein leichter Wind machte die Männer nervös, da die Vegetation in rastloser Bewegung war, doch sie konnten in den Baumkronen keine versteckten Kämpfer entdecken.
Diese lauerten woanders. Nur wenige Meter vor der Karawane hatten einige Orks die gesamte Straße untergraben. Dafür hatten mehrere Orks angetrieben von Peitschenhieben und Schlägen in der schützenden Nacht die Straße präpariert und eine geräumige Höhle geschaffen, in der mehrere orkische Kämpfer warteten. Der Plan sah vor, dass die Karawane einbrach und dann von den Orks ober- wie unterhalb überwältigt wurde.
Würde es ihnen gelingen?
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